BAD OEYNHAUSEN – Der nordrhein-westfälische Arbeits- und Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) fordert bessere Wechselmöglichkeiten für behinderte Arbeitnehmer in den regulären Arbeitsmarkt. Behindertenwerkstätten müssten ihre Erfahrung zum Brückenbau in den allgemeinen Arbeitsmarkt aktiv einbringen und verstärkt Übergänge ermöglichen, sagte Schmeltzer beim traditionellen Aschermittwochsempfang der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen. Gefördert werden solle eine Durchlässigkeit auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, wenn die Menschen dies wollten. „Was wir nicht wollen, ist ein geschlossenes System frei nach dem Motto ,einmal Werkstatt, immer Werkstatt‘“, betonte Schmeltzer.
Schmeltzer hob zugleich die Bedeutung der Werkstätten für behinderte Menschen hervor. Diese Werkstätten würden auch künftig benötigt, wenn eine Ausgrenzung von behinderten Menschen vermieden werden solle, sagte er. Mit den Werkstätten habe das deutsche Sozialleistungssystem für die Betroffenen umfassende und flächendeckende Möglichkeiten zur Beschäftigung geschaffen.
Der Vorstandssprecher des Wittekindshofes, Pfarrer Dierk Starnitzke, mahnte mehr Anstrengungen an, behinderte Menschen in Arbeit zu bringen. „Arbeit gehört zu einem menschenwürdigen Leben dazu“, sagte Starnitzke. Voraussetzung für eine Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen sei eine spezielle Ausbildung und Berufsvorbereitung. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof biete aktuell etwa 1200 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen in anerkannten Werkstätten sowie in einem Integrationsunternehmen an.
Nötig seien auch mehr Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen, erklärte Starnitzke. In Nordrhein-Westfalen gebe es bislang als einzigem Bundesland einen Sonderweg, dass auch diese Menschen auf sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen arbeiten könnten, würdigte Starnitzke. Ein solcher Sonderweg dürfe nicht durch das auf Bundesebene verhandelte Bundesteilhabegesetz erschwert werden, warnte er. An die Wirtschaft appellierte Starnitzke, mehr behinderte Arbeitnehmer einzustellen anstatt die Ausgleichsausgabe zu zahlen.
Der Anteil der Mitarbeitenden mit schwerer Mehrfachbehinderung beträgt im Wittekindshof laut Starnitzke rund 44 Prozent. Die 1887 gegründete Stiftung mit Sitz in Bad Oeynhausen unterstützt nach eigenen Angaben mit rund 3.200 Mitarbeitern mehr als 4.100 Menschen mit und ohne Behinderung in den Regionen Ostwestfalen, Münsterland und im Ruhrgebiet. epd
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Arbeit gehört zur Menschenwürde
Wittekindshof-Chef fordert mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen