Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker hat Strafanzeige wegen eines mutmaßlichen Falls von Antisemitismus auf dem Weihnachtsmarkt der Darmstädter Michaelsgemeinde gestellt. Er sagte in Wiesbaden: “Es ist unfassbar, völlig inakzeptabel und absolut skandalös, in welch infamer Weise in Darmstadt Hamas-Propaganda und Holocaust-Relativierung eine Plattform geboten wurde.”
Weiter erklärte Becker, in subtiler und aggressiver Form habe man israelbezogenem Antisemitismus Raum gegeben: “Von dem zwischenzeitlich verbotenen roten Hamas-Dreieck bis zum bekannten Vernichtungs-Slogan ‘From the river to the sea’ wurden die schlimmsten israelfeindlichen Botschaften als vermeintliche Kunstgegenstände, Plätzchen, Souvenirs, etc. angeboten.”
Uwe Becker: “Weihnachten zur Verbreitung von Judenhass missbraucht”
Da die Botschaft “Nie wieder” sprachlich und bildlich auf Palästina übertragen wurde, habe der sogenannte “anti-kolonialistische Friedensweihnachtsmarkt” nicht vor einer Relativierung des Holocausts zurückgeschreckt. Becker erkannte eine antisemitische Gleichsetzung des industriellen Massenmordes an sechs Millionen europäischen Juden mit gegenwärtigen Kriegshandlungen in Nahost. “Hier wurde Weihnachten zur Verbreitung von Judenhass missbraucht”, so Becker.
Die evangelische Michaelsgemeinde hatte den Weihnachtsmarkt vor der Kirche als “antikolonialistischen Weihnachtsmarkt” angekündigt. Auf der Internetseite der Gemeinde heißt es: “Antikolonial nennen wir ihn deshalb, weil unser Fokus darauf liegen wird, Palästinenser*innen mit den Einnahmen unseres Marktes zu unterstützen.” Palästina sei demnach ein multireligiöses Land, in dem muslimische, jüdische und christliche Menschen lebten.
Landeskirche bezeichnet Berichte über den Weihnachtsmarkt als “zutiefst verstörend”
Die Evangelische Landeskirche bezeichnete die Berichte und Bilder über den Weihnachtsmarkt als “zutiefst verstörend”. Die Vorwürfe würden gegenwärtig geprüft. Es gebe den Eindruck, dass der inhaltliche Zuschnitt des Weihnachtsmarktes nicht mit der Haltung der Kirche übereinstimme. Man habe die Gemeinde, zu einer Stellungnahme aufgefordert.
“Eine pauschal israelfeindliche und delegitimierende Wortwahl und der Verkauf von Gegenständen mit Symbolen, die in Verbindung mit der Terrororganisation Hamas und dem Anzweifeln des Existenzrechts Israels stehen, sind für uns inakzeptabel. Antisemitismus darf in der Kirche keinen Platz haben”, heißt es in der Mitteilung.