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Anhaltische Kirche will neuen Kirchenpräsidenten wählen

Die Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts wählt am Samstagvormittag in Dessau-Roßlau einen neuen Kirchenpräsidenten. Für das Amt des leitenden Geistlichen bewerben sich der 49-jährige Zerbster Pfarrer Albrecht Lindemann, der 59-jährige Münsteraner Theologieprofessor Frank Weyen und der 58-jährige Berliner Pfarrer Karsten Wolkenhauer.

Synodenpräses Andreas Köhn sagte am Freitag zum Auftakt der zweitägigen Sitzung des Kirchenparlaments, dass es sich um eine richtungsweisende Entscheidung handele. Auf den neuen Kirchenpräsidenten kämen große Herausforderungen zu. Es gelte, die Landeskirche trotz finanziellen Drucks und gesunkener Mitgliederzahlen in eine gute Zukunft zu führen.

Möglich sind am Samstag mehrere Wahlgänge. Am Freitag hatten die Kandidaten auf der Wahlsynode noch einmal Gelegenheit sich mit einem Kurzreferat zur Zukunft der Kirche vorzustellen.

Für die anhaltische Kirche ist es bereits der dritte Anlauf zur Wahl eines Nachfolgers für den bisherigen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig. Er war zum 1. März dieses Jahres aus Altersgründen aus dem Amt geschieden. Bei einer Sondersynode im September vergangenen Jahres scheiterten die beiden damaligen Bewerber in allen drei Wahlgängen. Ein weiterer Wahlanlauf im Frühjahr dieses Jahres missglückte mangels Kandidaten.

Die Landeskirche Anhalts ist die kleinste der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Aktuell hat sie nach eigenen Angaben rund 24.350 Mitglieder. Ihr Gebiet umfasst im Wesentlichen das frühere Fürstentum und Herzogtum Anhalt.

Der Zerbster Pfarrer Lindemann betonte, die Kirche müsse eine verlässliche Partnerin in der Zivilgesellschaft bleiben. Als wichtige Aufgabe bezeichnete er eine theologisch sorgsam reflektierte Glaubenspraxis. Es gelte, Gottes Liebe in der säkularisierten Welt erfahrbar zu machen.

Der Münsteraner Hochschullehrer Weyen bezeichnete unter anderem kirchliche Kindertagesstätten und Schulen sowie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Gemeinden und das diakonische Wirken als entscheidend für die Zukunft des Protestantismus. „Es mag sein, dass sich das erst in dreißig Jahren auswirkt, aber ein Grund ist gelegt, wie das Abendgebet meiner Großmutter“, sagte Weyen. Kirche sei für ihn „Gemeinschaft der Menschen, die auf der Suche nach Gott sind“.

Der Berliner Pfarrer Wolkenhauer erklärte, die Gegenwart sei der einzige Zeitpunkt, den Christen gestalten könnten. Derzeit fehle es in der Gesellschaft vor allem an Hoffnung. Diese Hoffnung könne Kirche vermitteln. Er wolle, dass Kirche Menschen aus ihrer Vereinzelung hole.

In einem „theologischen Salon“ wurden die drei Kandidaten von der evangelischen Senderbeauftragten der mitteldeutschen Landeskirchen, Ulrike Greim, zu Themen wie Digitalisierung, konfessionelle Schulen, kirchliche Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit, Diakonie oder protestantische Identität befragt. Am Freitagabend wollten die Kirchenparlamentarier in einer geschlossenen Sitzung über die Wahlvorschläge beraten. Der erste Wahlgang ist für am Samstag um 10.45 Uhr in der Dessauer Auferstehungskirche geplant.