Der Überfall der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf Israel ist Schock und Katastrophe. Noch lässt sich gar nicht vorhersagen, wie weitreichend die Konsequenzen sein werden. Fachleute vergleichen die Bedeutung des Angriffs mit den Flugzeug-Attentaten auf die Twin-Tower in New York am 11. September 2001. Die hatten die politische Weltlage zu einem Pulverfass gemacht. Die angemessene, nein: notwendige Reaktion hierzulande kann nur sein, jetzt uneingeschränkt an der Seite Israels zu stehen. Jede Einschränkung – nach dem Motto: auch Israel hat Fehler gemacht und muss kritisiert werden – verbietet sich im Moment. Solidarität ist das Gebot der Stunde.
Nicht dem mörderischen Kalkül der Hamas auf den Leim gehen
Bei aller Bestürzung über die Gewalt der Terrorangriffe, bei aller Klage und Trauer um die Getöteten, Verletzten und Verschleppten kann man nur hoffen und beten, dass Israel und der Rest der Welt jetzt nicht dem mörderischen Kalkül der Hamas auf den Leim gehen. Denn die Terrorangriffe haben ein Ziel: eine Eskalation der Gewalt. Israel soll zu massiven Gegenschlägen provoziert werden. So würde der Keil zwischen Israel und Unterstützern auf der einen Seite und der muslimischen, zumindest aber der arabischen Welt, immer tiefer getrieben. Und nur so glaubt die Hamas ihre schwindende Bedeutung wieder herstellen zu können.
In den ersten Stunden und Tagen nach den Angriffen fragten sich ja nicht wenige: Wie kann die Hamas so etwas wagen? Selbst die hartgesottensten Eiferer im Gazastreifen mussten doch wissen, dass man Israel, die hochgerüstete, wehrhafte Nation, nicht mit Waffengewalt in die Knie zwingen kann. Außerdem hätten die Hamas doch nur noch ein bisschen länger warten müssen, um zuzusehen, wie die gegenwärtige israelische Regierung wegen der bedenklichen innenpolitischen Entwicklungen – Stichwort: drohender Abbau der Rechtsstaatlichkeit – auch bei bislang treuesten Unterstützern Boden verlor.
Hamas fürchtet um ihre Bedeutungslosigkeit
Stattdessen dies: ein Angriff auf die israelische Bevölkerung, wahllos, Tod und Zerstörung. Das gleicht einem selbstmörderischen Akt. Denn Israel, das musste jedem klar sein, würde gewaltig zurückschlagen. Aber vermutlich war genau das die Absicht der Hamas: Israel SOLL zurückschlagen, erzürnt, voller Schmerz. Warum?
Seit geraumer Zeit gibt es eine bemerkenswerte Annäherung zwischen einigen arabischen Staaten und Israel: Ägypten, Jordanien, Marokko, Golfstaaten; zuletzt auch noch Saudi-Arabien streckten diplomatische Fühler aus. Das missfällt nicht nur Saudi-Arabiens Rivalen Iran, Todfeind von Israel und Schutzmacht der Hamas. Sondern auch der Hamas selbst. Denn sie scheint plötzlich als selbsternannte „heilige“ Vertreterin der palästinensischen Sache im Nahost-Konflikt bedeutungslos geworden zu sein. Deshalb: die Rückkehr der Hamas auf die Bühne der großen Politik, in einem Feuersturm.
Hoffen, bangen und beten
Was tun? Israel zu unterstützen, klarzumachen: Wir stehen an der Seite dieses Staates – dazu gibt es keine Alternative. Gleichzeitig muss man hoffen, dass das Kalkül der Hamas einer Eskalation der Gewalt nicht aufgeht. Da bleiben nur hoffen, bangen und beten.