Wer ins Museum geht, schaut sich Bilder an. Nicht nur! Denn das Freiburger Museum für Neue Kunst zeigt nun, wie sich Gegenwartskünstler Tönen, Stimmen und Klängen annehmen. Und Geräusche auch gefühlt werden können.
Warum vibriert ein an einer Feder schwingendes Metallfass? Wie bewegen sich Hunderte Metallkugeln auf einem runden Tablett, und welche Resonanz erzeugt eine quer durch den Ausstellungsraum gespannte Klaviersaite?
Auf kreative und spielerische Weise nähert sich die neue Sonderausstellung im Freiburger Museum für Neue Kunst der Klangkunst. Genauer gesagt der Frage, wie Besucher “anders hören” können – so der Titel der bis zum 8. September geöffneten Ausstellung.
“Klänge wahrzunehmen, hat nicht unbedingt nur mit Hören zu tun. Deshalb sprechen die gezeigten Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise vor allem unsere Vorstellungskraft an”, sagte Museumsleiterin Christine Litz bei der Präsentation der Ausstellung am Donnerstag.
Katja Aufleger zeigt in ihrer Videoarbeit “Conversation Piece” die stummen Aufnahmen von drei Dirigenten. Jeder von ihnen tief in die Musik versunken. Lautlose Kompositionen, zu der sich die Betrachter ihre eigene Musik vorstellen können.
Die Objekte von Peter Vogel (1937-2017) laden zum Dialog ein: Sie erzeugen nur dann Ton- oder Lichtsignale, wenn Besucher nahe herantreten, die Hand vor die Installationen heben. Andere der aus elektronischen Bauteilen komponierten Skulpturen reagieren auf Töne und Stimmen.
Christina Kubisch hat eigens für die Schau eine “Cloud” geschaffen – eine aus Dutzenden Metern schwarzen Kabels geformte Klangwolke. Sie macht damit die uns fast immer umgebenden elektromagnetischen Felder hörbar, mit speziellen Kopfhörern. Nach verlorenen Tönen und Stimmen sucht Sophia Bauer. Sie hat eine Karaoke-Maschine mit 26 in Deutschland ausgestorbenen Vogelstimmen gebaut.
Kuratorin Isabel Herda beschreibt als Ziel der Ausstellung, Besucher zu ermutigen, neu und ganz bewusst ins Zuhören zu kommen. “Oft nehmen wir Geräusche nur als störend wahr. Wenn wir uns aber in Ruhe darauf einlassen, ist ein ganz anderes, intensives Hörerlebnis möglich.” Während der Laufzeit der Ausstellung soll es auch mehrere Kunstaktionen auf öffentlichen Plätzen geben: Auf 14 Stühlen sollen 14 Ausstellungsbesucher Platz nehmen, um sich für die “typische Konzertdauer von 90 Minuten” auf die städtische Geräuschkulisse einzulassen, sagt Herda.
Die Schau richtet sich auch an Menschen mit Handicap. Der Zugang ist barrierefrei möglich. In Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Freiburg und dem Bildungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen werden Führungen für Menschen mit Höreinschränkung angeboten.
Besonders an Familien richtet sich das “Klangkabinett” von Stefan Roszak, in dem Besucher selbst Töne erzeugen: beispielsweise auf Klaviersaiten, Silberbesteck oder mit schwingenden Metallfässern. Zu Resonanzkörpern werden auch ein schnurrender Fellball oder ein auf den ersten Blick unscheinbarer Holztisch.