Präsident Yoon Suk Yeol hat auf Druck der Straße und des Parlaments am frühen Mittwochmorgen das Kriegsrecht nach wenigen Stunden wieder aufgehoben. Doch Südkorea befindet sich in beispiellosen Turbulenzen.
In Südkorea haben Oppositionsparteien die Amtsenthebung von Präsident Yoon Suk Yeol gefordert und einen entsprechenden Antrag gestellt. Das berichteten südkoreanische Medien am Mittwoch. Zuvor hatte der Präsident kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen. “Es gab keine auffälligen Anzeichen von Aggression oder Kriegsdrohung”, kritisierte Bischof Mathias Ri Iong-hoon, Vorsitzender der katholischen Koreanischen Bischofskonferenz, Medienberichten zufolge.
Auch andere Kirchen sowie buddhistische Organisationen verurteilten die kurzzeitige Ausrufung des Kriegsrechts. Chungsuk Kim, vorsitzender Bischof der 1,2 Millionen Mitglieder zählenden Koreanischen Methodisten, nannte die Ausrufung des Kriegsrechts einen “Affront gegen die Demokratie”.
In den vergangenen Wochen haben in Südkorea Proteste gegen die Politik des Präsidenten zugenommen. Anfang November gingen mehr als 100.000 Menschen gegen Yoon Suk Yeol auf die Straße. In der Kritik steht er unter anderem wegen einer mutmaßlichen Korruptionsaffäre seiner Frau, die sich Medienberichten zufolge von einem Pastor eine Luxushandtasche schenken ließ. Im Parlament fehlt Yoon Suk Yeol zur Umsetzung von Vorhaben die politische Mehrheit.
Rücktrittsforderungen wurden bereits Ende November laut. Mehr als 1.460 katholische Priester – darunter der Erzbischof Ok Hyun-jin von Gwangju sowie vier weitere Bischöfe – hatten laut “The Korea Times” in einer Erklärung die Amtsenthebung von Präsident Yoon gefordert. “Präsident Yoon hat es versäumt, die Verfassung aufrechtzuerhalten, die Nation zu schützen, eine friedliche Vereinigung zu fördern und das Wohlergehen des Volkes zu verbessern. Es ist an der Zeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen und seine Entlassung anzukündigen”, wird aus der Erklärung zitiert.