Wer in Deutschland Lebensmittel aus Abfallcontainern holt, sollte aus Sicht des Bundesvorsitzenden der Tafel Deutschland, Jochen Brühl, zwar prinzipiell nicht strafrechtlich verfolgt werden. “Es ist jedoch zynisch, dass es Menschen erlaubt werden soll, im Müll nach Lebensmitteln zu suchen, um sich ernähren zu können”, sagte Brühl dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. “Das ist eine Symbolpolitik, die am Kern vorbeigeht und keine Lösung für die Probleme Armut sowie Lebensmittelverschwendung darstellt.”
Wir fordern ein Gesetz, welches die Abgabe von Lebensmitteln fördert u nicht Menschen dazu bringt, in Mülltonnen zu fischen. Gerettete Lebensmittel, die ordnungsgemäß gekühlt, transportiert u gelagert werden, sind Ressourcen, die wir nutzen können, um Menschen zu unterstützen!
— Jochen Brühl (@jochenbruehl) January 10, 2023
Um gegen Lebensmittelverschwendung anzugehen, müsse die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden. “Jedes dritte Lebensmittel wird entsorgt statt gegessen”, so Brühl. “Es herrscht eine massive Überproduktion, weil die Supermärkte auch am Abend noch gut gefüllt sein sollen.” Mehr als 50 Prozent der Lebensmittelverschwendung falle zudem in privaten Haushalten an. “Hier benötigt es Bildungskampagnen und Aufklärungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene”, so der Tafel-Vorsitzende. “Gute und noch genießbare Lebensmittel dürfen erst gar nicht in der Tonne landen.”
Die Bundesregierung hatte zuletzt eine Initiative zur Entkriminalisierung des sogenannten Containerns beworben. Eine außerordentliche Sitzung des zuständigen Ausschusses von Bund und Ländern über den strafrechtlichen Umgang mit Containern war am Dienstag zunächst ohne Ergebnis geblieben.