Artikel teilen:

“Alternative Standorte für Welterbe-Zentrum prüfen”

Auf der Suche nach einem Standort für ein Zentrum für das jüdische Unesco-Weltkulturerbe in Erfurt warnt Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) vor einer voreiligen Festlegung auf einen Neubau. Die Kosten für einen großen Komplex hinter dem Rathaus würden eine höhere zweistellige Millionensumme hinauslaufen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies sei Geld, dass die Stadt derzeit nicht habe.

Zwar bemühe sich Erfurt bereits um Fördermittel für den von der Unesco mit der Verleihung des Welterbetitels geforderten Bau, sagte Bausewein. Es lägen jedoch noch keine Zusagen vor. Deshalb plädiere er dafür, auch alternative Standorte zu prüfen. So nutze das Erfurter Stadtmarketing unmittelbar angrenzend an das „Steinerne Jüdische Haus“, das zum Welterbe gehört, bereits Flächen, die für ein kleines Welterbe-Zentrum geeignet sein könnten.

Etwas mehr Platz biete ein Sparkassengebäude, das aufgegeben werde und ebenfalls neben dem Rathaus liege, sagte Bausewein: „Hier könnte ein Zentrum oder auch das Stadtmarketing einziehen.“ Beide Alternativen seien kostengünstiger als der bislang vor allem von den Stadthistorikern favorisierte Neubau auf einem Parkplatz hinter dem Rathaus.

Unter dieser Fläche liegen die Reste einer spätmittelalterlichen Synagoge aus dem 15. Jahrhundert. Wenn möglich, sollten deren Überreste in einem Welterbe-Zentrum sichtbar werden, hieß es bislang. Denkbar wären statt eines großen Bauwerks auch mehrere kleinere Gebäude, die den Bauformen des dort einst vorhandenen Stadtviertels folgen sollten.

Bausewein betonte, eine Entscheidung gebe es noch nicht. Die Stadt stehe in dieser Frage erst am Beginn eines langen Prozesses. Es würden weiter alle Optionen geprüft. Sollte ein Neubau kurzfristig nicht realisierbar sein, könne an einem der beiden alternativen Standorte auch ein attraktives Welterbe-Zentrum als Übergangslösung geschaffen werden.

Zum jüdisch-mittelalterlichen Welterbe in Erfurt gehören die alte Synagoge, die Mikwe sowie ein jüdisches Wohnhaus aus dem zwölften Jahrhundert. Erfurt habe nach der Verleihung des Welterbetitels im September hohe Erwartungen an den Tourismus, sagte Bausewein. Mit dem Titel könnten neue Zielgruppen für den Fremdenverkehr erreicht werden. Insbesondere sei Erfurt für internationale Touristen und Touristinnen attraktiver geworden.