In der Alten Universitätsbibliothek Greifswald ist eine mehr als 300 Jahre alte Textrolle wiedergefunden worden. Bei der Suche nach einer Landkarte sei das Epitaph auf die pommersche Herzogin Anna von Croy (1590-1660) entdeckt worden, wie die Universität Greifswald am Mittwoch mitteilte. Bislang sei über die Lobpreisung, die in historischen Berichten im Zusammenhang mit dem Croyfest der Universität erwähnt ist, gerätselt worden. Der Fund sei an die Kunstsammlung der Universität übergeben worden. Nach einer Restaurierung soll das Epitaph landeskundlichen Ausstellungen zur Verfügung gestellt werden, hieß es.
Epitaphe sind Gedächtnismale für Verstorbene, meist in kirchlichem Kontext zu finden. Bei diesem Epitaph handele es sich um eine schlichte schwarze Leinenrolle, die einer Wandkarte für den Hörsaal-Unterricht ähnelt. Auf der Rolle sei ein lateinischer Text in Silberfarbe geschrieben. Zusätzlich trage die Leinwand im letzten Satz den Hinweis, dass es sich um eine Abschrift durch die Greifswalder Gelehrten handele, hieß es.
Herzog Ernst Bogislaw von Croy (1620-1684) versprach der Pommerschen Landesuniversität in Greifswald drei Jahre vor seinem Tod Ländereien und repräsentative Pretiosen. Mit der Erbschaft verband er die Verpflichtung, alle zehn Jahre ein Trauer- und Gedenkfest für seine 1660 verstorbene Mutter Anna von Croy auszurichten. Die erste Trauerfeier nach den Vorgaben des Testaments erfolgte 1710. Das Epitaph ist laut Universität in einer Beschreibung des Festaktes von 1822 erwähnt. Der Jurist und Historiker Karl Schildener schreibt: „…und an der Vorderseite des kleinen Catheders ist das Epitaphium der Herzogin Anna – in silbernen Buchstaben auf schwarzem Grunde – angebracht.“
Das steinerne Prunkepitaph für Anna von Croy befindet sich in der Schlosskirche von Słupsk (Polen), dem ursprünglichen Bestattungsort. Der lateinische Text auf schwarzem Stein ist eine Lobpreisung auf Herzogin Anna und das erloschene Herrschergeschlecht – „Fürstin, Herrin, die frommste, klügste, sanfteste, edelste und mildtätigste jemals“.