Am 9. November 1989 öffnete sich die Mauer, die Ost- und Westdeutschland voneinander trennte. Möglich machten das die friedlichen Demonstrationen in der damaligen DDR. Ein prominenter Teilnehmer erinnert sich.
Joachim Gauck (85) Altbundespräsident, hat emotionale Erinnerungen an den Tag des Mauerfalls am 9. November 1989. “Der 9. November war ein Donnerstag, und bei uns in Rostock war Donnerstag immer Demo-Tag”, sagte Gauck in einem am Wochenende veröffentlichten “Tagesspiegel”-Interview. “Es begann in den Kirchen, und anschließend gingen wir auf die Straße.”
Im Anschluss seien zwei Volkspolizisten auf ihn zugekommen und hätten gesagt: “Herr Gauck, da in Berlin ist ja was los. Da scheint ja die Mauer aufzugehen.” Gauck, der sich tags zuvor in West-Berlin aufgehalten hatte, antwortete laut eigenem Bekunden: “Ist gut, meine Herren. Ich komme gerade aus Berlin. Da geht noch alles seinen sozialistischen Gang. Aber bald wird das anders sein.”
Zuhause hab er dann den Fernseher eingeschaltet, so der damalige DDR-Bürgerrechtler. “Und da kullerten die Tränen. Ich dachte: Warum bin ich jetzt nicht in Berlin? Dann wurde mir klar: Nur weil wir überall auf der Straße waren, wurde die Mauer hinfällig. Ohne die Menschen auf der Straße wäre es heute im Osten vielleicht wie auf Kuba. Ohne Volk keine Revolution, ohne Revolution kein Wandel.”
Das Ende des kommunistischen Regimes in der DDR habe sich zwar abgezeichnet, fügte der Altbundespräsident hinzu. Aber dass die Mauer, die Ost und West voneinander teilte, ausgerechnet an jenem Novembertag im Jahr 1989 gefallen sei, habe niemand erwartet. “In den Jahren zuvor hatte ich noch gedacht: erst meine Kinder werden den Zusammenbruch des kommunistischen Systems erleben.”
Für viele Aktive von 1989 sei allerdings immer der 9. Oktober der bewegendere Moment gewesen, betonte Gauck. “Der Tag der ersten großen Massendemonstration in Leipzig, die nicht gewaltsam beendet wurde. Da zeichnete sich ab, dass wir gewinnen konnten. Das war ein Signal: Deutsche können Freiheit. Das müssen wir uns auch heute immer wieder sagen, denn allzu viele vergessen, dass Freiheit das Zentrum unseres Selbstverständnisses sein sollte.”