Am Mittwoch treffen sich Telekom-Aktionäre zur Hauptversammlung in Bonn. Die Deutsche Telekom ging 1996 an die Börse – und enttäuschte viele Kleinanleger. Aktuell zeigt die Aktien-Kurs-Entwicklung wieder nach oben.
Am Mittwoch lädt die Deutsche Telekom ihre Anteilseigner zur Hauptversammlung nach Bonn. Dass der Konzern an die Börse ging, ist dann rund 10.000 Tage her. Die Telekom-Aktie machte damals Millionen Bundesbürger zu Anlegern. Unter anderen der populäre, inzwischen gestorbene Schauspieler Manfred Krug hatte die Werbetrommel für die T-Aktie gerührt. “Und wenn die Telekom jetzt an die Börse geht, geh ich mit. Und Sie?” fragte er in einem Werbespot. Als am 18. November 1996 die Börsenglocke läutete, hatten 1,9 Millionen Deutsche Telekom-Aktien gekauft.
Für die Mehrheit war es der erste Wertpapier-Kauf ihres Lebens. Allerdings erwies sich der Hype um das Papier als Bärendienst für die deutsche Aktienkultur, sagt Frederik Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). “Viele Telekom-Anleger sind gebrannte Kinder”, erklärt der Referent, der für die DSW auch bei der Hauptversammlung sprechen wird.
Die Telekom war erst 1995 aus der Privatisierung der Deutschen Bundespost hervorgegangen und bündelte fortan das Geschäft für Fest- und Mobilfunknetze. Der Konzern mit Hauptsitz in Bonn ist heute das größte Telekommunikationsunternehmen in Europa. Nach dem Börsengang ging es für die Telekom-Aktie zunächst stetig bergauf; im März 2000 erreichte sie mit 103,50 Euro ihr Allzeithoch. Der Ausgabepreis hatte 1996 bei 28,50 DM gelegen, umgerechnet 14,57 Euro.
“Dann platzte allerdings die Dotcom-Blase und riss die T-Aktie mit sich in die Tiefe”, berichtet Beckendorff. Wer bis dahin seine Papiere nicht verkauft hatte und auf weiter steigende Kurse setzte, musste zusehen, wie seine Investition massiv an Wert verlor. Weitere Krisen folgten, erst 2013 schaffte das Wertpapier wieder den Sprung über die 10-Euro-Marke.
“Die Menschen, die später noch zugriffen, machten Verluste mit der Aktie”, so Beckendorff. Die Telekom ging 1999 und 2000 ein zweites und drittes Mal an die Börse – zum Preis pro Papier von 39,50 Euro beziehungsweise 66,50 Euro. Schauspieler Manfred Krug bereute später seine Werbung für den Börsengang und entschuldigte sich bei den Millionen Kleinanlegern. “Heute würde keiner mehr sein Gesicht für solch eine Kampagne hergeben”, zeigt sich Beckendorff überzeugt.
Aktuell ist die Aktie so gut bewertet wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Der Kurs notiert rund um 22 Euro. Damit hätten Anleger der ersten Stunde ein Plus eingefahren, so Beckendorff. “Hinzu kommen noch die Dividendenzahlungen, die sich seit 1996 auf 16,09 Euro je Aktie summieren”, rechnet er vor.
Allerdings: “Ein breit gestreuter Indexfonds hätte den Anlegern vermutlich eine höhere Rendite gebracht.” Dennoch erfährt die einstige Volksaktie tatsächlich derzeit einen lange nicht da gewesenen Aufschwung: Von 19 Kapitalmarkt-Analysten, die die Telekom auf ihrer Website aufführt, raten kurz vor der Hauptversammlung 17 zum Kauf, die Kursziele reichen von 19,50 Euro bis 31 Euro.
Jahre nach dem Börsengang ist Beckendorff zufolge das Vertrauen in die Aktienmärkte auch generationenabhängig. Ältere, die den verheißungsvollen Start der Telekom-Aktie und ihren späteren Crash miterlebten, hielten sich wahrscheinlich lieber fern von Kapitalanlagen. “Jüngere haben sich vor allem während der Corona-Pandemie verstärkt mit Geldanlage auseinandergesetzt”, erklärt der Finanzexperte.
Diverse Neo-Broker wie Scalable Capital oder Trade Republic, also Online-Wertpapiervermittler, täten ihr übriges: Mit ihnen sei es leicht, vom Smartphone aus am Finanzmarkt zu investieren, außerdem seien die Gebühren attraktiv. Beckendorff: “Wir haben 2022 erstmals seit 2001 wieder einen Höchststand bei der Zahl der Anleger gesehen.”