Die Opferzahl häuslicher Gewalt in Deutschland hat sich nach Medieninformationen zuletzt auf einem Allzeithoch befunden. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundeskriminalamt mit 256.942 Betroffenen so viele wie nie zuvor, wie die Welt am Sonntag berichtet. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr liege bei rund 3,7 Prozent, im Fünf-Jahres-Vergleich sogar bei 14 Prozent. Rein statistisch werde damit in Deutschland etwa alle zwei Minuten ein Mensch von seinem Partner oder Ex-Partner oder einem nahen Verwandten misshandelt.
Ministerium sieht Zusammenhang mit gesellschaftlichen Krisen
Das Familienministerium erklärte der Zeitung, der Anstieg könne auf eine Zunahme der Gewaltbereitschaft “im Lichte gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen” zurückzuführen sein. Möglich sei aber auch eine gewachsene Anzeigebereitschaft. Mit dem im Februar verabschiedeten Gewalthilfegesetz sei bei der Bekämpfung häuslicher Gewalt parteiübergreifend ein “Meilenstein” erreicht worden. Von Gewalt betroffene Frauen erhalten damit ab 2032 einen Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz, etwa einen verbindlichen Platz in einem Frauenhaus.
Die Linke kritisierte, diese Gewalt sei “auch ein Ergebnis politischer Untätigkeit”. Es stünden immer noch zu wenig finanzielle Mittel für die Unterstützung von betroffenen Frauen zur Verfügung, sagte Janis Ehling, Bundesgeschäftsführer der Linken, der “Rheinischen Post” (Montag). “Die Bundesregierung lässt Beratungsstellen verrotten, zwingt Frauen, ihren Schutz selbst zu zahlen, und duckt sich weg, wenn es um die Finanzierung geht.” Aus seiner Sicht braucht es “endlich eine bundesweit einheitliche, ausfinanzierte Strategie – mit mehr Schutz, mehr Prävention, mehr Personal und null Toleranz bei sexistischen Übergriffen”.
Frauen bleiben Hauptleidtragende häuslicher Gewalt
Wie die Welt am Sonntag weiter nach BKA-Angaben mitteilt, registrierte die Polizeibehörde im Teilbereich der sogenannten Partnerschaftsgewalt im vergangenen Jahr 171.069 Opfer, knapp zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Teilmenge der innerfamiliären Gewalt registrierte das BKA einen Anstieg um 7,3 Prozent auf 94.873 Betroffene. Rund 73 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen.
