Der Agrarwissenschaftler Thomas Herzfeld hat die bei den Bauernprotesten der vergangenen Tage vorgetragene Haltung als problematisch bezeichnet. Mit ihren Forderungen, sämtliche Streichungen rückgängig zu machen, setzten die Bauern auf Besitzstandswahrung, obwohl die Streichung von Agrardieselsubventionen und Kfz-Steuerbefreiung wirtschaftspolitisch sinnvoll sei, sagte Herzfeld der Bremerhavener Nordsee Zeitung (Sonnabend). Herzfeld ist Direktor des „Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien“ in Halle (Saale).
Die Subventionen und Privilegien seien eingeführt worden, um die Modernisierung der Landwirtschaft zu fördern und sie wettbewerbsfähig zu machen, sagte der Agrarexperte. „Beide Ziele sind aber lange erreicht, aus wissenschaftlicher Sicht müsste man diese Instrumente dann abschaffen.“
Für die Proteste der Bauern zeigte Herzfeld indes Verständnis. „In der Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren eine Menge Unmut aufgestaut.“ Die Bauern stünden durch die Veränderungsprozesse enorm unter Druck. Herzfeld forderte eine ehrliche Auseinandersetzung. „Die Gesellschaft muss sagen, was sie von den Landwirten möchte, zum Beispiel mehr Tierwohl, mehr Artenschutz oder die Verringerung von Treibhausgasen, und was sie für die Umsetzung dieser Ziele bereit ist zu zahlen.“