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AGF-Fernsehforscher läuten Abschied von klassischer TV-Quote ein

Information? Ablenkung? Gewohnheit? Warum haben die Deutschen 2023 vor allem den Fernseher eingeschaltet? Die Jahresbilanz der AGF-Fernsehforschung gibt Auskunft. Und erklärt, warum die klassische Quote wohl ausstirbt.

Informationsinhalte und der Wunsch nach Ablenkung haben 2023 gleichermaßen den TV-Konsum in Deutschland bestimmt. Dies ergibt sich aus der am Freitag vorgestellten Jahresbilanz der AGF-Videoforschung der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender. Weil die Nutzung von Mediatheken und Streamingdiensten immer mehr zunimmt, stellt die AGF (Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung) außerdem ihr Messsystem um und misst nicht mehr nur den linearen TV-Konsum, sondern die Nutzung von Bewegtbild insgesamt.

Denn der klassische TV-Konsum ist klar rückläufig. Laut AGF lag die tägliche TV-Nutzung im vergangenen Jahr bei den Personen ab 3 Jahren bei 182 Minuten (2022: 195 Min.), bei den 14- bis 49-Jährigen bei 87 Minuten (2022: 101 Min.) und damit deutlich niedriger als noch 2022.

Dass sich die mediale Nutzungsgewohnheiten verändern, belegen auch die Daten für die Streamingangebote wie Netflix und Co.: Im vergangenen Jahr hatten insgesamt gut 64 Millionen Nutzer mindestens einmal Kontakt mit einem Streamingangebot, das entspricht 81,4 Prozent der Bevölkerung. Auch die durchschnittliche Sehdauer der von der AGF gemessenen Angebote stieg um ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr. Tatsächlich dürften diese Werte noch höher liegen, da die AGF bei ihren Messungen nicht alle Streamingdienste auswertet.

Daher kündigte die AGF eine Reform ihrer Messungen und damit das Ende der klassischen TV-Quote an. Da die Nutzung der TV-Inhalte via Sender-Mediatheken oder -Streams immer stärker zunehme, ermittelt die AGF seit Jahresbeginn jetzt gemeinsame Daten für “Bewegtbild”.

Hierbei wird die lineare TV-Nutzung und die Nutzung des inhaltsgleichen Angebots per Mediathek oder Stream bis acht Tage nach der linearen Ausstrahlung zusammen ausgewiesen. Denn auch wenn der klassische Bildschirm nach wie “der relevanteste” sei, gewinne die zusätzliche Nutzung per Stream weiter an Bedeutung. Daher sei es “umso wichtiger, dass die AGF dies in den Standards berücksichtigt”.

Da 2023 kein besonderes TV-Sportjahr war, konnte sich mit dem Münster-Tatort “MagicMom” (ARD) ein fiktionales Programm mit knapp 14 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 40,5 Prozent an die Spitze der klassischen TV-Charts setzen. Thomas Gottschalks Abschied bei “Wetten, dass..?” (ZDF) lag mit knapp 13 Millionen Zuschauern (45,8 Prozent) auf Platz 2, danach folgte der erst am 10. Dezember ausgestrahlte Münster- Tatort “Der Mann, der in den Dschungel fiel” (11,6 Mio. Zuschauer/37,7 Prozent Marktanteil).