Die Zahl der kranken Kinder im Gaza-Streifen ist laut „Ärzte ohne Grenzen“ dramatisch gestiegen. Die katastrophalen Lebensbedingungen, Krieg, Zerstörung und Vertreibung führten zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen und gefährde das Leben der Kinder, teilte die Organisation mit. „Wir behandeln Säuglinge mit Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten“, erklärte der Kinderarzt Mohammad Abu Tayyem, der im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis arbeitet. Das habe es bereits vor dem Krieg gegeben, aber nicht in der Häufigkeit wie derzeit.
Gaza: Fast 3.500 Kinder und Säuglinge stationär aufgenommen
Von Juni bis Oktober hätten Beschäftigte von „Ärzte ohne Grenzen“ mehr als 10.000 Kinder unter fünf Jahren mit Atemwegsinfektionen im Nasser-Krankenhaus behandelt. Fast 3.500 Kinder und Säuglinge seien stationär aufgenommen worden, viele aufgrund von Durchfallerkrankungen und Hirnhautentzündung. Das Krankheitsrisiko steige mit den nun sinkenden Temperaturen, warnte die Organisation. Der Mangel an Essen, Hygieneartikeln und medizinischen Hilfsgütern verschärfe die Lage weiter.
Von 35 Krankenhäusern im Gaza-Streifen funktionierten am 19. November laut der Organisation noch 17 teilweise. Die Entbindungsstation im Nasser-Krankenhaus sei eine der letzten im Süden des Küstengebietes. Die Kapazitäten reichten bei Weitem nicht aus. „Ärzte ohne Grenzen“ biete in drei Einrichtungen zur medizinischen Grundversorgung in der völlig überfüllten sogenannten „humanitären Zone“ Geburtshilfe an und behandle Kinder. „Der Weg zu den Gesundheitseinrichtungen ist allerdings gefährlich“, bemängelte die Organisation. Eltern müssten mit ihren Kindern lange Strecken zu Fuß oder mit von Tieren gezogenen Karren zurücklegen. Dabei bestehe das Risiko von Angriffen und gesundheitlichen Komplikationen.