Die Kritik am Ende der Förderung des hannoverschen Aegidius-Hauses durch das Land Niedersachsen dauert an. Nachdem der Elternverein „wir pflegen“ in der vergangenen Woche geäußert hatte, die durch den Förderstopp drohende Schließung der Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder sei für die betroffenen Familien „eine Katastrophe“, zeigt sich nun auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) empört. „Wir sind schockiert. Wie kann es sein, dass der Sozialminister betroffene Kinder und ihre Eltern derart im Stich lässt?“, sagte Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen am Montag in Hannover. Es müsse nicht weniger, sondern mehr Angebote wie das Aegidius-Haus geben, unterstrich er.
Deshalb habe sich Niedersachsens größter Sozialverband in einem Brief an Landessozialminister Andreas Philippi (SPD) gewandt. In der Region Hannover lebten etwa 510 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ihren Familien, die bislang von dem Angebot profitieren, betonte Swinke. „Sie alle stehen ab September vor dem Nichts und haben keine Anlaufstelle mehr. Das werden wir nicht hinnehmen.“ Der SoVD werde sich weiter für den Erhalt des Aegidius-Hauses und für den Ausbau weiterer Angebote in Niedersachsen starkmachen. „Wir erwarten an dieser Stelle ein Umdenken des Sozialministers“, betont der Vorstandsvorsitzende.
Die Einrichtung im Stadtteil Bult nimmt Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 18 oder 20 Jahren für bis zu drei Wochen zur Kurzzeitpflege auf. Die Eltern können sich in dieser Zeit von der anstrengenden Pflege erholen. Allerdings läuft im September die Landesförderung über jährlich 380.000 Euro aus.
Seit vier Jahren ringen das Land Niedersachsen und die Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt als Betreiberin deshalb um die Zukunft des Hauses, das landesweit als Modellprojekt gilt. Die Stiftung hatte erklärt, sie komme an ihre finanziellen Grenzen, wenn sie den wegfallenden Landesanteil allein auffangen müsse.