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80 Jahre Befreiungskonzert im Kloster – Erinnerung mit Prominenten

Im oberbayerischen Sankt Ottilien gab es kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein besonderes musikalisches Ereignis: Holocaust-Überlebende spielten ein “Befreiungskonzert”. Nun folgt eine Neuauflage – mit Starbesetzung.

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht im oberbayerischen Sankt Ottilien eine außergewöhnliche Musikaufführung an. In Erinnerung an das “Befreiungskonzert” von Holocaust-Überlebenden am 27. Mai 1945 auf dem Gelände des Benediktinerklosters werden auf den Tag genau 80 Jahre später am Originalschauplatz Werke aus dem Programm von damals zu hören sein. Das kündigten die Organisatoren am Dienstag an. Das Konzert soll demnach von 10.30 bis 11.30 Uhr auf dem Konzertplatz zwischen Tagesheim und Seminarkirche Sankt Michael stattfinden, bei Regen in der Kirche. Der Eintritt ist frei.

Das “Liberation Concert” wurde erstmals 2018 im Rahmen des Musikfestivals “Ammerseerenade” neu aufgelegt und seither immer wieder dargeboten. Es steht unter der Schirmherrschaft von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und erinnert an eine besondere Historie: Die Benediktiner-Erzabtei Sankt Ottilien diente von April 1945 bis Mai 1948 als Krankenhaus für rund 500 im Krieg deportierte Menschen, meist Juden.

Erzabt Wolfgang Öxler sieht im Gedenken daran einen wichtigen Auftrag für sein Kloster: “Das Befreiungskonzert erinnert an Orte und Ereignisse, die uns bis heute zur Versöhnung und zur Wachsamkeit mahnen.” Nach der Schoah sei Sankt Ottilien im Frühjahr 1945 für viele Überlebende zu einem Ort der Hoffnung und Heilung geworden. “Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, dass wir 80 Jahre später an diesem historischen Ort erneut Musik als Zeichen des Lebens, der Würde und des friedlichen Miteinanders erklingen lassen dürfen.”

Als Musiker sind unter anderen die Sopranistin Teresa Boning, der Cellist Maximilian Hornung und die Pianistin Alexandra Troussova angekündigt. Sie werden von acht Musikern des Bayerischen Staatsorchesters begleitet, was zahlenmäßig der Originalbesetzung entspricht, wie es hieß. Gespielt würden Stücke von Tomaso Albinoni, Georges Bizet, Edvard Grieg, George Gershwin und Max Bruch. Außerdem werde die Komposition “Liberation” von Eliav Kohl aus Tel Aviv aufgeführt, die er im Rahmen des Kulturförderprogramms “Artist in Residence” 2021 in Sankt Ottilien schrieb.

Überdies tritt laut Mitteilung Bar Zemach, Solo-Hornist des Berliner West-Eastern Divan Orchestras, auf. Zudem lese der Schauspieler Heino Ferch aus Robert L. Hilliards Zeitzeugenbericht “Von den Befreiern vergessen”.