Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland hat in Person seines ehemaligen Vorsitzenden Andreas Kahnt eine einheitliche Arbeitszeit für die Geistlichen in den 20 Landeskirchen angemahnt. Diese schwanke zwischen 40 und 48 Stunden beispielsweise in der Evangelischen Kirche im Rheinland – und sogar ungeregelt darüber hinaus.
Ob Kahnts Forderung bei den Landeskirchen auf fruchtbaren Boden fällt, muss sich zeigen. Klar ist, dass sich diese für Nachwuchs auf der Kanzel derzeit sehr ins Zeug legen. Blickt man auf die eher mageren Zahlen von Interessierten für das Pfarramt, wird den kirchlichen Arbeitgebern daran gelegen sein, das Amt attraktiv und familienfreundlich zu gestalten. Arbeitszeiten jenseits der 48 Wochenstunden dürften hier abschrecken.
Seelsorge fragt nicht nach Uhrzeit
Allerdings stellt sich die Frage, ob solche Forderungen in der Realität des Pfarrberufs wirklich umsetzbar sind. Pfarrerinnen und Pfarrer sind in erster Linie Seelsorger. Diese Seelsorge aber bemisst sich in den seltensten Fällen nach Uhrzeiten und dem Dienstplan, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen. Wohl kaum ein Pfarrer würde auf den Feierabend verweisen, wenn er zu einem Trauerfall gerufen wird. Und die Arbeitszeiterfassung im Gemeindepfarramt ist schwer.
Der Pfarrberuf ist immer auch ein Stück weit Berufung. Vielleicht aber kann eine festgeschriebene Begrenzung von Arbeitsstunden Pfarrerinnen und Pfarrern helfen, eine Überlastung im Beruf besser zu dokumentieren. Ob ihnen das hilft, hängt allerdings letztlich vom Arbeitgeber ab, der Einstellung der Pfarrerin und des Pfarrers zum Beruf sowie der Frage, welche Unterstützung Ehrenamtliche leisten können. Helfen könnte außerdem, in der Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer größeren Wert auf das Zeitmanagement zu legen.