Sklaverei? Das gab es doch nur früher, glauben viele. Doch aktuelle Zahlen – etwa aus Brasilien – zeigen ein anderes Bild.
Brasiliens Behörden haben im Jahr 2023 insgesamt 3.190 Menschen aus sklavenähnlichen Verhältnissen befreit. Das ist die höchste Zahl seit 14 Jahren, wie Medien am Donnerstagabend (Ortszeit) berichteten. Die meisten Fälle (302) wurden demnach in der Kaffeeindustrie aufgedeckt, gefolgt von der Zuckerrohrindustrie mit 258 befreiten Personen. Die Entschädigungszahlungen an Betroffene durch überführte Arbeitgeber erreichten in 2023 die Rekordsumme von 2,4 Millionen Euro.
Einen Allzeit-Höchstwert stellen die 3.422 Beschwerden dar, die im Jahr 2023 bei den Behörden eingegangen sind, 61 Prozent mehr als 2022. Im Jahr 2011 hatte die Regierung eine Telefon-Hotline eingerichtet, um Beschwerden und anonyme Hinweise entgegenzunehmen.
Die Sklaverei ist in Brasilien offiziell seit 1888 abgeschafft. Allerdings ist die Praxis, Personen für ihre Arbeit nicht zu entlohnen oder sie gar zur Arbeit zu zwingen, immer noch weit verbreitet. Nachdem die katholische Kirche mit ihrer 1975 gegründeten Landpastoral viele Jahre die Regierung unter Druck gesetzt hatte, erkannte diese 1995 gegenüber den Vereinten Nationen an, dass es immer noch Fälle von Sklaverei gebe.