Er war Flieger durch und durch und schrieb später auch Bücher: Vor 125 Jahren wurde Antoine de Saint-Exupéry geboren. “Der kleine Prinz” ist sein bekanntestes Werk, doch bei Weitem nicht sein einziges.
Das Jahr 1935: Zwei Männer stürzen bei einem Flug über der Sahara ab. Die Sonne brennt gnadenlos in der endlosen Weite, der Wasservorrat ist erschöpft, die Rettung scheint unmöglich. Mehrere Tage vergehen. Sie kämpfen gegen Durst, gegen die Verzweiflung – gegen den Tod. Doch die beiden Männer werden von einer Karawane gerettet. Einer von ihnen wird später eine der bekanntesten Geschichten der Weltliteratur schreiben.
Das Fliegen begeistert Antoine de Saint-Exupéry schon früh. Geboren am 29. Juni 1900 in Lyon, tritt er mit 21 seinen Militärdienst an und lässt sich zunächst zum Flugzeugmechaniker ausbilden. Die Pilotenausbildung kann er bei der Armee nicht machen und nimmt daher Privatflugstunden. Die Familie seiner Verlobten Louise de Vilmorin überzeugt ihn zwar kurzzeitig, das Fliegen aufzugeben und einen Bürojob anzunehmen. Doch die Verlobung hält nicht lange. Und so fliegt er schon bald wieder. Ab 1923 zum Beispiel Rundflüge über Paris für Touristen.
Auch seine Autorenschaft ist eng mit dem Fliegen verbunden: 1925 verfasst er die Novelle “Der Flieger”. Ab 1926 arbeitet er bei einer Luftfrachtgesellschaft und wird Postflieger, erst auf der Strecke Toulouse-Casablanca, dann Casablanca-Dakar. Seine Erlebnisse verarbeitet er später in “Südkurier”. 1931 erscheint “Nachtflug”, inspiriert durch seine Tätigkeit bei der Flugpost in Argentinien. In dieser Zeit spielt auch der Film “Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen”, der in diesen Tagen ins Kino kommt. 1931 heiratet er die Künstlerin Consuelo Suncin Sandoval de Gómez, die sein Leben und Schreiben stark beeinflusst – vermutlich inspiriert sie ihn zur Rose im kleinen Prinzen, die er verlässt und zu der er zurückkehrt.
Die Erfahrungen des Flugzeugabsturz 1935, den Saint-Exupéry mit seinem Mechaniker nur knapp überlebt, tauchen in seinen Werken “Wind, Sand und Sterne” (1939) und teils auch 1943 in “Der kleine Prinz” auf. Doch er stürzt nicht nur in der Sahara ab: Einmal ertrinkt er fast bei einem Unfall, als er als Versuchspilot ein Wasserflugzeug testet. 1938 stürzt er dann in Guatemala-Stadt ab. Im Zweiten Weltkrieg bildet er zunächst Piloten aus, später macht er Aufklärungsflüge. Ende 1940 reist er nach New York und verarbeitet die Kriegserlebnisse in “Flug nach Arras”. In dieser Zeit entsteht auch die liebenswerte Geschichte des kleinen Prinzen in seinem grünen Anzug.
Das Fliegen ist es auch, das dem Schriftsteller zum Verhängnis wird. Am 31. Juli 1944 startet er zu einem Aufklärungsflug für die Alliierten, der auch planmäßig sein letzter sein soll, in Richtung südfranzösische Küste. Doch er kehrt nicht zurück. 1998 wird ein Armband von ihm gefunden, lange spekuliert man über menschliches oder technisches Versagen und Suizidabsichten. 2004 werden die Überreste seines Flugzeugs bei Marseille geborgen, doch die Absturzursache bleibt weiter unklar. 2008 behauptet Horst Rippert, ZDF-Sportreporter und ehemaliger deutscher Jagdflieger, Saint-Exupéry abgeschossen zu haben.
Den Erfolg seines heute bekanntesten Werks erlebt der Autor nicht mehr. “Der kleine Prinz” findet sein Publikum in mittlerweile mehr als 300 Sprachen und gilt vielen damit nach Bibel und Koran als beliebtestes Buch. Und gern gelesen wird es weiterhin. Der Verlag Karl Rauch in Düsseldorf, in dem es 1950 zuerst auf Deutsch erschien, sieht den Grund dafür in den vielen Anknüpfungspunkten der Geschichte: “Das Werk kann in vielerlei Hinsicht interpretiert werden: philosophisch, politisch, zeitgeschichtlich, humanistisch oder einfach als charmantes Kinder- oder Geschenkbuch betrachtet werden”, so eine Sprecherin. Es sei vertraut und zeitlos.
2015 ist das Urheberrecht abgelaufen. Seitdem sind auch andere Verlage mit dem “kleinen Prinzen” am Start. Zu den Verkaufszahlen heißt es in Düsseldorf, sie seien niedriger als in früheren Jahren, aber das gelte im Grunde für Bücher allgemein.
In der internationalen Jugendbibliothek in München scheint das Taschenbuch weniger gefragt zu sein. Dafür wird häufiger ein dazugehöriger Tonie verliehen – also eine kleine Figur, die über eine Lautsprecherbox Inhalte abspielen kann. “Man könnte es so interpretieren, dass die Eltern das Medium Buch möglicherweise nicht mehr wollen, aber den Stoff noch interessant finden”, vermutet die Einrichtung.
Damit scheint das Werk über Menschlichkeit, Philosophie und Zusammenhalt zeitlos zu bleiben. Auch Fortsetzungen, Verfilmungen und sogar ein Themenpark im Elsass entstanden im Laufe der Jahre. Drei Sätze sind es wohl, die auch 125 Jahre nach der Geburt des Autors noch fast jeder kennt, auch, wenn er das Buch nie komplett gelesen hat: “Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.” Und: “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”