Kiel. Der Fisch hat bunte Flossen, lässt ein paar Blasen aufsteigen und ist als Logo eine gute Wahl. Schließlich ist der Fisch, gezeichnet vom Künstler Andreas Röckener, nicht nur das Symbol des Christentums, sondern er steht auch für eine große Veranstaltung, die der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde am Samstag, 27. August, plant: ein Tauffest am Strand der Ostsee.
Damit sind die Eckernförder nicht allein. In Schleswig-Holstein sollen in den kommenden Monaten allein drei Tauffeste stattfinden, die Kirchenkreise organisieren – nicht eingerechnet Kirchengemeinden, die im örtlichen Schwimmbad oder am Badesee zur Taufe bitten. Die Feste werden aus einem guten Grund veranstaltet: Während der vergangenen Jahre sind im Norden wegen der Pandemie viel weniger Menschen in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen worden. 2016 gab es etwa im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde noch 1122 Taufen, im ersten Coronajahr 2020 nur noch 456. Inga Lange vom Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde befürchtet nun ein Phänomen, unter dem bereits Sportvereine leiden: Die Leute haben sich entwöhnt und finden nicht mehr zurück. Deshalb müsse man ihnen etwas bieten, sagt sie.
Problemfall Parkplatz
Im Eckernförder Fall sieht das so aus: 250 Täuflinge kommen am Südstrand zusammen, mit etwa 2500 weiteren Gästen rechnet der Kirchenkreis. Alle feiern zusammen Gottesdienst, dann wird an 50 Stationen gleichzeitig getauft – direkt an der Ostsee. Dafür haben die Veranstalter Pastoren, Diakone und Prädikanten rekrutiert. Das Konzept kommt an, alle 250 Plätze sind ausgebucht. Weitere Interessenten landen auf einer Warteliste. Mehr gehe nicht, sagt Inga Lange. „Wir kommen an logistische Grenzen, sogar Parkplätze sind ein Problem.“
Auch der Kirchenkreis Dithmarschen will die Menschen wieder für die Kirche begeistern: mit einem Tauffest am Deich von Büsum. Man wolle als Kirche nicht darauf warten, dass die Leute in die Gottesdienste kommen, sagt Propst Andreas Crystall. Den klassischen Gottesdienst benötige es nach wie vor, aber mehr denn je kreative Angebote.
Die Zielgruppe für ihr Tauffest haben die Dithmarscher klar vor Augen. Viele Familien würden den exponierten Gang zum Taufbecken vor der Gemeinde scheuen, sie hätten kein Geld für eine Feier oder seien mit einer Patchwork-Konstellation konfrontiert. „Ihre Kinder brauchen aber doch einen Segen“, sagt der Propst.
Welchen Trumpf Büsum hat
Büsums Pastorin Ina Brinkmann ergänzt: „Viele Menschen verbringen am Meer gern eine sinnstiftende Zeit.“ Sie hätten das Gefühl, dass das Meer Freiheit sei und sie dort zu sich kommen könnten. Als Urlaubsort habe Büsum außerdem den Trumpf, mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden zu sein. Das spiegelt sich bei den Täuflingen wider: Von den bisherigen 60 Anmeldungen kommen knapp 10 Prozent von außerhalb, meist aus Hamburg und dem Umland.
Unabhängig von Gezeiten
Das Tauffest wird am Samstag, 18. Juni, gefeiert, an der Büsumer Familienlagune, einem Strandabschnitt direkt hinter dem Watt. Es beginnt mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel. Die Taufen finden an zwei künstlich angelegten Seen direkt an der Nordsee statt – so sind die Veranstalter unabhängig von Ebbe und Flut.
Für die Büsumer ist es schon der dritte Anlauf zur Premiere ihres Tauffests, nachdem die Pandemie ihnen in den vergangenen beiden Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Wie der Strom an den Strand kommt
Auch in Kiel wird es eine Premiere geben: beim Tauffest am Samstag, 13. August. Dann bitten der Kirchenkreis Altholstein und 21 Gemeinden aus Kiel und Umgebung ans Skargeragufer, einen Stadtstrand im Stadtteil Pries-Friedrichsort. Die Idee zu der Veranstaltung hatte Pröpstin Almut Witt, jetzt kooperieren Kirchenkreis und Gemeinden, damit alles klappt. Rund um den Taufsonntag Quasimodogeniti hat der Kirchenkreis etwa 4000 Briefe verschickt an Eltern ungetaufter Kinder.
Die Kirchengemeinden werben in Gottesdiensten für die Veranstaltung und können ihre Erfahrungen mit gemeindlichen Strandtaufen einbringen. Manchmal hilft auch der persönliche Kontakt. So wurde der Pastor aus Pries-Friedrichsort bei Privatleuten vorstellig, die direkt am Strand wohnen – und das Tauffest samt Gottesdienst nun mit Strom versorgen.