Wismar. Die Wismarer haben seit Gründonnerstag ihr eigenes Reformationsbier: etwa 1000 Liter „Reformator“ sind im Keller des Wismarer Brauhauses gereift und werden in besonderen Flaschen in der Kirche St. Nikolai verkauft.
„Reformator, das ist ein Wortspiel“, erklärt Heiner Busche (40), Ingenieur, Mitglied im Kirchengemeinderat St. Nikolai und in der dortigen Männergruppe. Und inzwischen leidenschaftlicher Hobbybrauer. „Das Bier hat Bockbierstärke, diese Biere haben traditionell die Endung -ator im Namen.“ Da war es logisch, dass das Wismarer Bier zum Reformationsjubiläum Reformator heißen musste.
Den Hopfen für das Bier haben Gemeindemitglieder in ihren Gärten angebaut und geerntet. „Jede einzelne Dolde muss per Hand abgepflückt werden“, zeigt Heiner Busche die getrockneten „Aromahopfen-Dolden“, die zusammen mit der Bierwürze aus Wasser und geschrotetem Malz gekocht werden. „Etwa 90 Minuten, bis der Hopfen seine Inhalts- und Aromastoffe abgegeben hat“, erklärt Wismars Braumeister Stefan Beck.
Hopfen aus dem Internet
Die „Reaktivierung“ der eigentlich einmal großen Wismarer Hopfengärten begann mit einer einzigen Pflanze aus dem Internet. Üppig vermehrt, wächst Hopfen, sagt Heiner Busche lachend, „wie der Teufel!“ Drei Meter Wuchs innerhalb von drei Wochen seien keine Seltenheit.
Im vergangenen Herbst war die Ernte des Wismarer Hopfens ertragreich. Es folgte gleich der erste eigene Brauversuch. Historisch korrekt pumpten die Männer 180 Liter frisches Metelsdorfer Quellwasser in eigene Fässer und schafften sie nach Wismar in ihren „Braugarten.“ In einem alten holzbefeuerten 100 Liter DDR-Waschkessel sollte mit Hilfe einiger passionierter Hobbybrauer das erste eigene Bier entstehen. Das Experiment gelang – nach drei Wochen Reifezeit kam die Stunde der Wahrheit. „Dass es halbwegs wie Bier schmecken würde, hatten wir wohl erwartet. Dass es aber derartig gut schmecken würde, war dann doch eine schöne Überraschung!“, berichtet Heiner Busche von der „Geburtsstunde“ des Wismarer Reformationsbiers.