Ein kulturelles Signal aus Sachsen: Landesweit soll in einem Themenjahr das jüdische Leben stärker ins Bewusstsein rücken. Ab dem Lichterfest Chanukka sollen so auch Geschichte und Gegenwart verbunden werden.
Mit dem jüdischen Lichterfest Chanukka startet in Sachsen ein Jahr der jüdischen Kultur. Unter dem Motto “Tacheles” sind ab 14. Dezember rund 200 Veranstaltungen geplant – als Zeichen gegen Antisemitismus und für gelebte Vielfalt. Das kündigte der Bevollmächtigte des Freistaats beim Bund, Markus Franke, am Dienstag am Rande einer Lesung an.
Ziel des Themenjahres, das 100 Jahre nach der Gründung des ersten Landesverbands jüdischer Gemeinden in Sachsen stattfindet, ist nach Angaben der Veranstalter, “jüdisches Leben, jüdische Kultur und Geschichte als selbstverständlichen Teil der sächsischen Gesellschaft und Kulturlandschaft sowie der Lokal- und Regionalgeschichte zu sehen und zu verstehen.”
Sachsens Landtagspräsident Alexander Dierks forderte dazu auf, die Stimme gegenüber allen zu erheben, die Antisemitismus in der Gesellschaft verbreiten. Die heutige Bundesrepublik würde nicht existieren können, wenn Deutschland nicht unmissverständlich Verantwortung für die Verbrechen der Schoah übernommen hätte: “Heute stolz auf unser Land zu sein, hat auch sehr viel damit zu tun, dass es diese Verantwortungsübernahme gab.”
Der CDU-Politiker bekannte sich am Jahrestag des Angriffs der Terrormiliz Hamas auf Israel zudem zum Existenzrecht des jüdischen Staates. “Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten”, sagte Dierks. “Was ich nicht akzeptieren kann, ist, dass nach dem 7. Oktober zuweilen der Eindruck entstanden ist, dass Israel der eigentlich Täter sei.”
Der Gründer und Vorstand der Jüdischen Allianz Mitteldeutschland, Alexander Tsyterer, erklärte, angesichts eines wachsenden Antisemitismus keine Erwartungen mehr an die deutsche Gesellschaft zu haben. Politiker kämen zwar gerne am 9. November, dem Jahrestag der Pogrome von 1938, um Blumen und Kränze niederzulegen. Wenn aber heute Homosexuelle von Nazis angegriffen würden, bleibe etwa Bundestagspräsidentin Julia Klöckner lieber neutral, mahnte Tsyterer. “Es geht um die Demokratie in unserem Land.” Zuletzt hatte die Entscheidung der CDU-Politikerin für Kritik gesorgt, zu Anlässen wie dem Christopher Street Day künftig keine Regenbogenflagge mehr über dem Bundestag zu hissen.