Artikel teilen:

Zum 70. Geburtstag von Papst Leo XIV.

Noch lässt Papst Leo konkrete Schritte vermissen: Wohin wird er reisen? Wann kommt die erste “Regierungserklärung”? Fest steht: Robert Francis Prevost bringt gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Pontifikat mit.

Vielleicht ist die 14 seine Glückszahl: Als Robert Francis Prevost am 8. Mai zum Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken gewählt wurde, nannte er sich Leo XIV. – als Verbeugung vor dem “Sozialpapst” Leo XIII. (1878-1903). Nun feiert der Mann in Weiß seinen 70. Geburtstag: am 14. September.

Zwar ist Leo XIV. der erste US-Amerikaner im Papstamt, doch verfügt er auch über einen peruanischen Pass und eine weit verzweigte Familiengeschichte: Laut Ahnenforschern hat der dritte Sohn einer “gut katholischen” Chicagoer Familie italienische, spanische, französische, kubanische und afrikanische Wurzeln. Mutter Mildred war studierte Lehrerin und Bibliothekarin, Vater Louis ebenfalls Lehrer.

Schon der kleine “Bob” soll Gottesdienste am Bügelbrett gefeiert haben und mit Freude Messdiener gewesen sein. In der Schule glänzte er in allen Fächern und half auch anderen, berichteten ehemalige Mitschüler. Gelegentlich blitzte bei Bob der Spaßvogel auf, während er sich schon damals eher zurückhaltend gab.

Nach dem Abschluss in Mathematik und Philosophie entschied sich Prevost für den Augustinerorden und das Theologiestudium in Chicago. Damit begann seine Zeit als Pendler zwischen drei Kontinenten: ab 1982 Spezialisierung auf Kirchenrecht in Rom samt Priesterweihe und Promotion. Nach Peru sandte ihn sein Orden erstmals 1985, dann für zwei Jahre in die USA, und ab 1988 für elf Jahre ins peruanische Trujillo. Dort war er unter anderem Ausbildungsleiter des Ordens, Professor für Kirchenrecht und Mitarbeiter am Kirchengericht des örtlichen Erzbistums.

2001 wählten ihn die Augustiner zum Generalprior mit Sitz in Rom. Papst Franziskus machte ihn 2014 zum Bischof von Chiclayo, wo er sich auch um die arme Landbevölkerung, Migranten und Bedürftige kümmerte – bis ihn der Papst Anfang 2023 zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe und zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika und wenige Monate später zum Kardinal machte.

Prevost nahm auch an der Weltsynode zu mehr Teilhabe aller Gläubigen in der katholischen Kirche teil. Als Papst will er den von Franziskus begonnenen Prozess fortsetzen – wie weit sein Reformwille reicht, bleibt abzuwarten.

Bei öffentlichen Auftritten wechselt der Weltbürger zwischen Englisch, Spanisch und Italienisch, auch Französisch spricht er gut, ebenso soll ihm Portugiesisch geläufig sein. Als Augustiner-Chef besuchte er viele Ordensniederlassungen weltweit, auch jene im deutschsprachigen Raum, wo er sich – so berichten Ordensbrüder – durchaus verständigen konnte.

Den Menschen begegnet er offen, herzlich und als ein Papst auf Augenhöhe. Er zeigt nicht die Spontaneität eines Franziskus, scherzt aber gerne. Und wenn er kleine Kinder segnet, zieht er schon mal Grimassen für sie.

Der erste Babyboomer im Papstamt kennt die Lebenswirklichkeit seiner Schäfchen aus eigener Erfahrung. Lange nutzte er Soziale Medien, trägt eine Sportuhr, und auch kabellose Kopfhörer sind ihm nicht fremd.

Selbst in seinem langen weißen Gewand wirkt der Hobby-Tennisspieler und geübte Reiter sportlich. Seine Fitness trägt der Anhänger des Baseball-Teams der Chicago White Sox manchmal wie eine Monstranz vor sich her – buchstäblich: so bei der langen Fronleichnamsprozession durch Roms Straßen. Beim Weltjugendtreffen im August erklomm er die steilen Stufen zur Altarbühne mit dem hölzernen Pilgerkreuz.

Ebenso liebt er Musik und Malerei, spielt Klavier und ist gut bei Stimme, wie er schon bei seinem ersten Apostolischen Segen offenbarte. Ein Video in Sozialen Netzwerken zeigt den damaligen Bischof von Chiclayo, wie er auf einer Bühne “Feliz Navidad” singt.

Aber auch die westliche Popkultur ist nicht spurlos an dem Chicagoer vorbeigegangen. Im Juli erwähnte er den Song “Pipes of Peace” von Paul McCartney. Selbst die US-Bibelserie “The Chosen” soll Leo kennen, wie Jesus-Darsteller Jonathan Roumie nach einer Papst-Audienz erzählte. Und den Film “Konklave” habe Prevost vor der Papstwahl gesehen, heißt es.

Zugleich ist Leo XIV. ein sehr spiritueller Mensch mit Faible für Marienverehrung und die Texte des Kirchenvaters Augustinus. Und er kann Gefühle zeigen. Bei seiner Einführungsmesse am 18. Mai auf dem Petersplatz standen dem Pontifex Tränen in den Augen – vielleicht angesichts der Bürde des Amtes.

Mehr Einheit in der katholischen Kirche, Liebe zu Gott und den Menschen, weltweiter Frieden: Hauptziele seines noch jungen Pontifikats. Erreicht Leo XIV. das Alter seiner drei Vorgänger, bleiben ihm dafür mindestens anderthalb Jahrzehnte.

Wie der Papst seinen Ehrentag begehen will, ist (noch) nicht bekannt. Fest steht: Am Nachmittag leitet Leo in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern eine Gedenkfeier für die ökumenischen Märtyrer zwischen 2000 und 2014; ein neuer Gedenktag, den Franziskus eingeführt hatte.