Artikel teilen:

Zehn Jahre Faire Metropole Ruhr

Das Oikos-Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen ist Teil des Netzwerkes Faire Metropole Ruhr. Es berät Einrichtungen und Organisationen und fördert die Nachhaltigkeit.

Für die Initiative wurde die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 mit dem ersten Preis der Fairtrade Awards 2022 in der Kategorie „Zivilgesellschaft“ ausgezeichnet
Für die Initiative wurde die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 mit dem ersten Preis der Fairtrade Awards 2022 in der Kategorie „Zivilgesellschaft“ ausgezeichnet„Fairtrade Award“

„Wenn eine oder einer alleine träumt, bleibt es ein Traum – wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit“. Dieses Zitat des alternativen Nobelpreisträgers Hèlder Camara beschreibt die Faire Metropole Ruhr, wie kaum ein anderes. Alles begann vor 15 Jahren und alles, was in der vergangenen Zeit erreicht wurde, ließ sich nur gemeinsam verwirklichen.

Etwa 5,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben im Ruhrgebiet – im größten Ballungsraum Deutschlands, im Herzen Europas. Menschen aus 150 Nationen prägen die Region. Industriedenkmäler erinnern an die Zeit des Bergbaus, die Verarbeitung von Kohle und Energiegewinnung aus dem „Schwarzen Gold“. Das Ruhrrevier steht in der Tradition erkämpfter Rechte für Arbeiterinnen, Arbeiter und einer sozial gerechten Ausgestaltung der Industrialisierung.

Ziel: ein solidarisches Miteinander

Ein solidarisches Miteinander unterschiedlicher Kulturen ist die Basis eines friedlichen Zusammenlebens – lokal und global. Doch mehr denn je produzieren Menschen weltweit Güter unter menschenrechtsverletzenden Bedingungen – auch für Kommunen im Ruhrgebiet.

Das Netzwerk Faire Metropole Ruhr hat es sich seither zur Aufgabe gemacht, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Konkret bündelt es seit 2008 die zahlreichen Aktivitäten zivilgesellschaftlicher, kirchlicher und kommunaler Akteurinnen und Akteure rund um das Eine-Welt-Engagement und den Fairen Handel im Ruhrgebiet. Mit dabei sind auch wir – das Oikos-Institut für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Westfalen (das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung/MÖWe war eines der Vorläufereinrichtungen).

Als Netzwerk beraten und begleiten wir lokale Akteurinnen und Akteure, vernetzen sie und bündeln ihre Expertise. Gemeinsam erarbeiten wir Bildungsangebote und berichten über best-practice-Beispiele, um die Ideen des Fairen Handels und der fairen und nachhaltigen öffentlichen Beschaffung stärker im Ruhrgebiet zu verankern. Alle Partnerinnen und Partner bringen ihre unterschiedlichen Kompetenzen, Expertisen und Kontakte in das Netzwerk ein, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Wir teilen die Erfahrung, dass wir gemeinsam mehr erreichen können. Wir arbeiten gleichberechtigt, auf Augenhöhe miteinander.

Als erste Großregion Deutschlands Faire Metropolregion

Das Ruhrgebiet hat in den vergangenen Jahrzehnten eine einzigartige Wandlung durchgemacht und das Netzwerk Faire Metropole Ruhr seinen Beitrag dazu geleistet: Alle 53 Kommunen an der Ruhr haben sich bereits 2010 verpflichtet, keine Produkte mehr zu beschaffen, in denen ausbeuterische Kinderarbeit steckt, mehr als 30 Kommunen haben den fairen Städtekaffee „Pottkaffee“ im Sortiment, mehr als 4,8 Millionen Menschen leben in einer der 39 Fairtrade Towns im Ruhrrevier oder einem der beiden Fairtrade Kreise und es gibt über 50 Fairtrade Schools und mittlerweile mehr als 220 Faire Kitas.

2013 wurde das Ruhrgebiet auf unsere Initiative hin als erste Großregion in Deutschland und als erster Städteverbund weltweit als Faire Metropolregion ausgezeichnet. Zuletzt erhielten wir 2023 für unsere kontinuierliche Arbeit die fünfte Titelerneuerung. Andere Regionen in NRW und Deutschland sind diesem Beispiel mittlerweile gefolgt beziehungsweise auf dem Weg, Faire Region zu werden – wie beispielsweise die Rhein Main Region und die Metropolregion Nürnberg.

Charta Faire Metropole Ruhr 2030

Ein wichtiges Instrument für unser aktuelle Arbeit ist die Charta Faire Metropole Ruhr 2030, die wir im Netzwerk gemeinsam entwickelt und so eine „Fairfassung“ für das Ruhrgebiet geschaffen haben. Immer mehr Kommunen wie Hamm, Hagen, Herne, Dortmund, Schwerte oder Essen haben die Charta in Ratsbeschlüssen beschlossen und setzen so ihr Engagement für eine bessere Welt in Taten um. Die Charta sowie die gesamte Arbeit der Fairen Metropole Ruhr beruht auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (kurz SDGs) sowie auf den internationalen Prinzipien des Fairen Handels.

Als Faire Metropole Ruhr machen wir uns mit der Charta Ruhr 2030 – der „Fairfassung“ für das Ruhrgebiet – auch weiterhin gemeinsam gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur stark. Darüber hinaus wollen wir die Bewohnerinnen und Bewohner der Metropole Ruhr in der Region motivieren, sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit einzusetzen.

Vera Dwors ist Promotorin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit und unterstützt die Charta Faire Metropole Ruhr 2030. Im Oikos-Institut arbeitet sie unter anderem an Eine-Welt-Themen.