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ZDF-Mini-Serie “Reset – Wie weit willst Du gehen?”: Ein wahres Schauspielfest

Als sie ihre Tochter tot auffindet, bricht die Welt der TV-Moderatorin und Feministin Flo zusammen. Mithilfe einer ominösen Agentur reist sie in die Vergangenheit, um Lunas Suizid zu verhindern.

Flo Bohringer (Katja Riemann, r.) versucht herauszufinden, warum ihre Tochter Luna (Ava Bieleke, l.) alleine spielt
Flo Bohringer (Katja Riemann, r.) versucht herauszufinden, warum ihre Tochter Luna (Ava Bieleke, l.) alleine spieltZDF/Tina Krohn

“Wann sind wir falsch abgebogen?”: Diese Frage geht Flo einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ihre 15-jährige Tochter Luna hat Suizid begangen – und Flo Bohringer, die bekannte TV-Moderatorin und Feministin, muss unbedingt herausfinden, wieso. Sie meldet sich bei der ominösen Agentur “Plan B”, die ihre Kunden gegen viel Geld in die Vergangenheit reisen lässt. Um Lunas Selbsttötung zu verhindern, lässt sich Flo ein paar Wochen vorher, im Sommer 2023, “absetzen”. Soweit die Ausgangslage in der Mini-Serie “Reset – Wie weit willst Du gehen?”, die das ZDF ab dem 11. März jeweils um 20.15 Uhr in Doppelfolgen ausstrahlt.

Staunend taucht Flo in ihr vergangenes Leben ein und versucht, ihre Tochter zu überwachen, vor einer toxischen Beziehung zu beschützen. Ein Schutz, den Luna so stur wie selbstzerstörerisch ablehnt. Den Suizid – ohne diesen Spoiler geht es nicht – kann die Mutter schließlich verhindern.

“Plan B”-Reisen in die Vergangenheit

Doch längst ist ein anderes Thema in den Fokus gerückt: die Frage, wieso die Teenagerin ein solch geringes Selbstwertgefühl hat, so unglücklich und zerbrechlich ist. Womit auch Flos fragile Beziehung zu ihrem zweiten Kind, Lunas größerem Bruder Carlo, in den Blick gerät.

Es folgen weitere “Plan B”-Reisen, jedes Mal ein Stückchen tiefer in die Vergangenheit. Bis ins Jahr 2013: an den Zeitpunkt, an dem Flo ihre eigene Fernsehshow angeboten wurde. Eine Anfrage, die sie diesmal ausschlägt – um sich stattdessen der Familie zu widmen.

Flo Bohringer (Katja Riemann, r.) bietet ihrer Mutter Heidrun (Christine Schorn, l.) an, nach dem Krankenhausaufenthalt zu ihr und ihrer Familie zu ziehen
Flo Bohringer (Katja Riemann, r.) bietet ihrer Mutter Heidrun (Christine Schorn, l.) an, nach dem Krankenhausaufenthalt zu ihr und ihrer Familie zu ziehenZDF/ Tina Krohn

Auch für ihr politisches Engagement bei einer Anlaufstelle für obdachlose Frauen hat Flo nun kaum mehr Zeit, schließlich kümmert sie sich jetzt – anders als in der “ersten Version” ihres Lebens – auch noch um die eigene kranke Mutter. Ist der Rückzug ins Private, gar die Rückkehr zu den “klassischen” Geschlechterrollen die Lösung? Zunächst scheint es fast so.

Adaption der kanadischen Serie “Plan B”

Doch so einfach macht es sich diese kluge, spannende und interessante Serie nicht: Dafür ist die Produktion, eine Adaption der kanadischen Serie “Plan B”, viel zu nah dran an gesellschaftspolitischen Fragestellungen der Gegenwart. Um die geht es hier, das ist trotz des futuristischen Zeitreise-Elements offensichtlich: eine Welt, in der Familie und Beruf noch immer häufig gegeneinander ausgespielt werden und nur schwer zu vereinbaren sind. Eine Herausforderung nach wie vor insbesondere für Frauen – vor allem, wenn “frau” nicht einfach nur einen Job, sondern auch Erfolg haben will.

Daneben stehen allgemeingültige Themen im Fokus: Liebe als “Aufgabe und Geschenk zugleich”. Aber auch Akzeptanz – der Mitmenschen in ihrer Andersartigkeit, aber auch des Lebens an sich. Das Drehbuch von Ingrid Kaltenegger und Mika Kallwass entwirft fein gezeichnete, überzeugende Figuren, die mit ihren stimmigen Beziehungen und Konflikten die Handlung vorantreiben.

Besonderes Lob an Katja Riemann als Flo

Isabel Prahl und Eoin Moore wiederum setzen die Story so mitreißend wie atmosphärisch in Szene – woran auch die eindrückliche Kamera von Jieun Yi großen Anteil hat. So gelungen ist all dies, dass man nicht nur das Erzählelement der Zeitreisen, sondern auch kleinere dramaturgische Ungereimtheiten sofort zu akzeptieren bereit ist.

Dazu kommen die starken Darsteller: Allen voran Katja Riemann als Flo, eine perfekte Besetzung für diese starke, zweifelnde, (selbst-)kritische, strahlende, kämpfende Frau. Nicht minder herausragend ist Hannah Schiller als Luna. Wenn es im deutschen TV der letzten Jahre einen bockigen, verschlossenen Teenie mit Tiefe und herzzerreißender Intensität zu spielen gab, dann fiel die (richtige) Wahl sehr oft auf Schiller. In “Reset” ist sie erneut atemberaubend gut.

Aber auch Thomas Loibl, Paul Ahrens, Dejan Bucin, Ursula Renneke, Hildegard Schroedter, Christine Schorn und die vielen anderen – etwa auch die jüngeren Kinderdarsteller – sind toll. Diese ungewöhnliche Mischung aus selten intensiv erzählter Mutter-Tochter-Beziehung, fesselndem Familiendrama, Sci-fi-Abenteuer und feministischem Statement ist nicht zuletzt ein wahres Schauspielfest.

“Reset – Wie weit willst Du gehen?”: Ab dem 11. März um 20.15 im ZDF