Artikel teilen:

Würzburger Biologe für Aas-Forschung ausgezeichnet

Tod und Verwesung in der Natur zu beobachten, liefert spannende Erkenntnisse. Ein Pionier auf dem Gebiet hat jetzt einen Preis erhalten. Seine Forschungen haben auch Bedeutung für die Aufklärung von Verbrechen.

 Welche Rolle Kadaver von Wildtieren für Ökosysteme spielen, erforscht der Würzburger Biologe Christian von Hoermann – und ist dafür nun ausgezeichnet worden. Die Bayerischen Nationalparks haben dem Wissenschaftler ihren mit 5.000 Euro dotierten Forschungspreis zuerkannt, wie die Uni Würzburg am Dienstag mitteilte. Von Hoermann gilt als Pionier der Aas-Ökologie. In einem Großprojekt hat er mit seinem Team in allen deutschen Nationalparks Verwesungsprozesse untersucht.

Der Tod eines Wildtieres sei kein Ende, sondern ein Anfang, beschreibt der Biologe die Faszination seines Forschungsgebietes: “Es ist der Startschuss für zahlreiche Mikroben, Insekten und große Aasfresser.” Reste verendeter Tiere ernährten nicht nur unzählige andere Organismen, von der winzigen Bakterie bis zum großen Beutegreifer. Insekten nisteten sich in Kadavern ein, um ihren Nachwuchs aufzuziehen.

Das Bundesamt für Naturschutz hat das Forschungsprojekt drei Jahre lang gefördert. Zum einen wurden in 13 deutschen Nationalparks jährlich jeweils acht Rehkadaver an zufälligen Stellen belassen. In drei weiteren Parks, darunter im Wattenmeer und im Hochgebirge, wurden je zwei Luderflächen eingerichtet und regelmäßig mit totem Rehwild bestückt.

Im vergangenen Sommer legte von Hoermann erstmals einen toten Wisentbullen aus dem Nürnberger Tiergarten im tschechischen Sumava-Nationalpark aus, um dessen Zerfallsprozess über zwei Monate hinweg zu beobachten. Dabei wurden Kamerafallen aufgestellt und Abstriche von der Mundschleimhaut genommen.

Die insektenkundliche Auswertung sei nicht nur für die Artenvielfalt von Bedeutung, sondern auch für die Aufklärung von Verbrechen, sagt der Forscher. So sei der Erstnachweis einer Schmeißfliege für die Region gelungen. Die Fliege verfügt über ein aggressives Fressverhalten und verschlingt alle bisherigen Ankömmlinge. Das macht es schwerer, anhand des Befalls mit bestimmten Larven zu ermitteln, wie lange eine Leiche an einem bestimmten Ort liegt.