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Wissenschaftler: Ereignisse im Alten Testament gut datierbar

Biblische Ereignisse in der jüdischen Königszeit vor knapp 3.000 Jahren sind nach Angaben von Wissenschaftlern recht genau datierbar. Die Zusammenschau von Chroniken der Königreiche von Israel und Juda sowie der Nachbarkönigreiche in Aram, Moab und Assyrien erlaube die Festlegung von Herrschaftszeiten und Kriegen im 9. Jahrhundert vor Christus recht genau auf das Jahr, erklärte der Alttestamentler und Biblische Archäologe Wolfgang Zwickel am Freitag in Mainz. Allerdings habe niemand in jener frühen Zeit die Jahre chronologisch durchgezählt wie später die Griechen, sagte der Wissenschaftler auf einer Tagung über „Zeit und Zeitvorstellung in der Welt des Alten Testaments“.

Deshalb gibt es nach den Worten von Zwickel Unschärfen bei der Übertragung von Daten aus alten Quellen in die heutige Chronologie. In der Antike habe ein Jahr nicht am 1. Januar, sondern im Herbst oder Frühjahr begonnen, und mit dem Antritt eines neuen Königs sei unabhängig von der Jahreszeit ein neues Jahr gezählt worden. Deshalb seien manche Jahre nicht vollständig. Dennoch stützten sich die Chroniken der verschiedenen Völker gegenseitig, sodass eine recht genaue Übertragung der Datierung in den heute gebräuchlichen Kalender möglich sei.

Die Ägyptologin Katja Weiß bestätigte, dass auch im Alten Ägypten ab dem 4. Jahrtausend vor Christus der Herrschaftsantritt eines Königs den Beginn einer neuen Zeit markierte. Es seien die Ägypter gewesen, die einen Kalender nach dem Sonnenjahr mit zwölf Monaten und 365 Tagen einführten. Daneben hätten die Ägypter einen Mondkalender mit zwölf Monaten und gelegentlich einem 13. Schaltmonat geführt. Die Zeit sei als eine „vereinigte Doppelzeit“ aufgefasst worden: Eine unveränderbare Vergangenheit stehe neben einer zyklisch verlaufenden, an den Sonnengott gebundenen Zeit. Nach Vorstellung der Ägypter sei die Zeit jedoch stets in Gefahr, von einem Unwesen verschlungen zu werden und brauche selbst Schutz, ergänzte Weiß.