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Wirtschaftswissenschaftlerin wird RBB-Verwaltungsdirektorin

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicole Küchler-Stahn wird neue Verwaltungsdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Der RBB-Rundfunkrat wählte die 42-Jährige am Montag in Berlin zur Nachfolgerin von Sylvie Deleglise, die geschäftsführend im Amt war. Küchler-Stahn bezeichnete die Konsolidierung des Haushalts und die Einführung eines modernen Personalmanagements in Zeiten von Sparvorgaben als zentrale Aufgaben.

Die RBB-Intendantin Ulrike Demmer hatte sie als Finanzexpertin im Bereich der öffentlichen Verwaltung mit Erfahrungen in Modernisierungsprozessen vorgeschlagen. Sie äußerte sich zuversichtlich, dass Küchler-Stahn Entscheidungen klar kommunizieren und mit Empathie umsetzen könne, so Demmer. Küchler-Stahn unterrichtet an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sie wird ihr Amt am 1. Januar 2024 antreten. Der Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2028.

Demmer kündigte bei der Rundfunkratssitzung Feedback-Runden von Mitarbeitern über ihre direkten Vorgesetzten an. Voraussichtlich im kommenden März werde es erstmals Rückmeldungen über das jeweilige Führungs- und Kommunikationsverhalten geben.

Mit Blick auf die geplante Neufassung des RBB-Staatsvertrags bekräftigte sie den Wunsch, in den beiden Länderparlamenten angehört zu werden. In Potsdam sei bereits eine Anhörung am 1. Dezember geplant. Sie würde sich freuen, auch im Berliner Abgeordnetenhaus ihre Position darlegen zu können. Der geplante RBB-Staatsvertrag gefährdet nach Demmers Einschätzung die Unabhängigkeit und das Programm des Senders.

In dem Staatsvertrag ist unter anderem eine Deckelung des Intendantengehalts vorgesehen. Entscheidungen von erheblicher Bedeutung sollen künftig in einem dreiköpfigen Direktorium getroffen werden. Geplant ist auch, den RBB zu einem verbindlichen Verhaltenskodex gegen Korruption zu verpflichten.

Die Aufsichtsgremien Verwaltungsrat und Rundfunkrat sollen professionalisiert und die Kontrolle des Senders durch beide Gremien sowie die externe Finanzkontrolle durch die Landesrechnungshöfe gestärkt werden. Die Rechnungshöfe sollen künftig auch die wirtschaftliche Gesamtsituation des Senders regelmäßig prüfen.

Vorgesehen ist auch eine stärkere Regionalisierung. So soll unter anderem die getrennte Sendezeit für Berlin und Brandenburg im Fernsehen von 30 auf 60 Minuten ausgeweitet werden.

Der Vertreter der jüdischen Gemeinden in Berlin und Brandenburg im Rundfunkrat, Moshe Abraham Offenberg, kritisierte, dass an der Auswahl der jüdischen Vertreter für das Gremium dem geplanten Staatsvertrag zufolge nur noch zwei anstatt wie bisher drei Körperschaften beteiligt werden sollen. Das sei eine eine inakzeptable Einschränkung und Bevormundung, sagte er bei der Rundfunkratssitzung. Das jüdische Leben sei indes breiter geworden. Diesbezügliche Beschwerden seien unbeantwortet geblieben.

Der RBB soll Anfang 2024 einen neuen Staatsvertrag bekommen. Die beiden Landesregierungen beschlossen Anfang November die endgültige Fassung. Die letzte Entscheidung treffen das Berliner Abgeordnetenhaus und der Landtag von Brandenburg. Inhaltliche Änderungen sind nicht mehr möglich.