Seit 30 Jahren fordert “Wir sind Kirche” Reformen in der katholischen Kirche. Im Herbst 2025 wurde die Gruppierung erstmals vom Vatikan nach Rom eingeladen. Wofür sie steht.
“Wir sind Kirche” ist ein 1995 entstandener Zusammenschluss von Katholiken, die für Veränderungen in ihrer Kirche eintreten. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Die Wurzeln der inzwischen in rund 30 Ländern vertretenen Gruppe liegen im österreichischen “Kirchenvolksbegehren”, das 1995 Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal um den Wiener Kardinal Hans Hermann Groer forderte.
Der Name der Bewegung geht nach eigenen Angaben auf ein Wort von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1946 zurück: Die Laien gehören demnach nicht zur Kirche, sie sind Kirche. Außerdem erinnert der Name an die Losung der Leipziger Montagsdemonstrationen “Wir sind das Volk” kurz vor dem Ende der DDR.
Die früheren Kernforderungen gelten bis heute als Leitlinien des Engagements von “Wir sind Kirche”: Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, volle Gleichberechtigung von Frauen in allen Kirchenämtern, ein Ende des Pflichtzölibats für Priester, eine positivere Bewertung von Sexualität und ein neuer Stil bei der Verkündung des Glaubens.
Dem von Papst Franziskus begonnenen synodalen Prozess in der Weltkirche steht die Gruppierung positiv gegenüber. Im Herbst 2025 wurden Vertreter erstmals vom Vatikan nach Rom eingeladen und nahmen im Rahmen des Heiligen Jahrs am Treffen Synodaler Teams und partizipativer Gremien der Weltsynode teil. Dabei waren auch mehrere Delegationen aus den deutschen Bistümern, Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz.
“Wir sind Kirche” organisiert bundesweit Veranstaltungen und versucht, die verschiedenen Reformakteure – auch international – zu vernetzen. Regelmäßig veröffentlicht die Bewegung Stellungnahmen zu theologischen und kirchenpolitischen Fragen. Auch bei Kirchen- und Katholikentagen ist die Gruppierung präsent.