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“Wir müssen uns dem Klimawandel stellen”

Pastor Urs Muther ist ab dem 1. September Leiter der neuen Arbeitsstelle für Umweltfragen und Klimaschutz in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. „Es gibt in vielen Gemeinden und Kirchenkreisen bereits zahlreiche Ideen und Projekte zum Klimaschutz“, sagte der 56-jährige Theologe und Volks- und Betriebswirt im Gespräch mit dem Evangelischer Pressedienst (epd). „Meine wichtigste Aufgabe wird es sein, diese zu sammeln, zu strukturieren und zu vernetzen.“

Die oldenburgische Kirche hat sich verpflichtet, bis 2035 die in den Gemeinden und Einrichtungen entstehenden Netto-Treibhausgas-Emissionen um 90 Prozent zu reduzieren. „Die restlichen zehn Prozent müssen in den Folgejahren bis 2045 abgebaut werden“, erläuterte Muther. Spätestens dann wolle die Kirche klimaneutral sein.

Die größten Herausforderungen beim Klimaschutz sind laut Muther die Gebäude. Dabei gehe es neben den Kirchen auch um Gemeindehäuser, Pfarrhäuser und Bürogebäude. „Wir müssen in allen 107 Kirchengemeinden und allen Einrichtungen prüfen, welche Gebäude gut genutzt und unverzichtbar sind und auf welche wir verzichten können.“ Denn: „Gebäude benötigten Energie und verursachten Treibhausgase – selbst dann, wenn sie nur wenig genutzt werden.“

Von manchen Bauten könne sich die Kirche leichten Herzens trennen – von anderen nicht, räumte Muther ein. „Das Gebiet der oldenburgischen Kirche ist ländlich geprägt. Oft ist das Gemeindehaus der letzte Ort im Dorf, wo sich Menschen treffen können.“ In solchen Gemeinden werde sehr emotional um den Erhalt oder die Aufgabe eines Hauses gerungen. „Da kann der Widerstand sehr groß werden. Da müssen wir den Leuten Zeit lassen und sie gut beraten.“ Alternativen zum Status quo gebe es immer, unterstrich Muther. Doch welche vor Ort praktikabel und sinnvoll sind, müsse erarbeitet werden.

Derzeit werde genau ermittelt, wie viele Treibhausgase von der oldenburgischen Kirche verursacht werden und wie viel Energie verbraucht wird – angefangen beim Heizen der Kirchen für den Gottesdienst im Winter, über den Abwasch nach dem Seniorenkreis bis hin zu den Dienstfahrten. „Das ist die Basis, auf die wir unsere Anstrengungen ausrichten müssen“, sagte der Pastor.

„Die oldenburgische Kirche unterstützt Ideen und Vorhaben, die dem Klimaschutz und damit dem Erhalt der Schöpfung dienen“, betonte Muther. Außerdem habe die Synode einen Ökofonds eingerichtet, um Gemeinden mit echten Zuschüssen unterstützen zu können. Ferner könnten günstige Kredite vermittelt werden.

„Ich möchte bei den Menschen die Lust am Klimaschutz wecken und mit ihnen Ideen entwickeln und umsetzen“, sagte Muther: „Schließlich ist die Schöpfung etwas Erfreuliches.“