“Winterreise” ist ein Dokumentarfilm mit nachgestellten Interviews über die Annäherung eines Moderators an seine Eltern, die als jüdische Musiker vor ihrer Flucht vor dem Nazi-Terror in Deutschland arbeiteten.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Dokumentarfilm von 2019 über die Eltern des US-Radiomoderators Martin Goldsmith, die vor ihrer Flucht vor der Vernichtung durch die Nazis als Musiker in Deutschland arbeiteten. In Gesprächen mit seinem Vater, die mit dem Schauspieler Bruno Ganz nachgestellt werden, versucht der Sohn, die Geschichte seiner Familie zu rekonstruieren und geht dabei auch der ambivalenten Rolle des Kulturbunds Deutscher Juden nach.
Goldsmith wuchs als Junge in den USA auf, über dessen Kindheit ein dunkler Schatten hing. Er wusste nur, dass seine Eltern, beide säkulare Juden, aus Deutschland stammten und dass seine Verwandtschaft im Zweiten Weltkrieg gestorben sei. Für seine Eltern hatte in Amerika ein neues Leben begonnen, in dem man keine Fragen über die Vergangenheit stellte. Erst nach dem Tod seiner Mutter brach Goldsmith den Bann und befragte den Vater über das, was in den 1930er-Jahren mit ihrer Familie passiert war.
Der Film von Anders Ostergaard nimmt sich Zeit, um seine Geschichte zu erzählen. Er verwebt beinahe experimentell Zeit- und Bildebenen und nutzt selbstreflexiv und mutig Archivmaterial. Der Übergang von historischen Aufnahmen und Reenactments wirkt fast spielerisch: Ostergaard taucht die Filmbilder wechselweise in Dunkelheit und gleißendes Licht, um die dunklen Flecken in der Erinnerung des Vaters deutlich zu machen