Immer wieder sorgen unsachgemäß ausgeführte Restaurierungsarbeiten in spanischen Kirchen für Empörung. Nun hat es ein Gotteshaus in der Provinzhauptstadt Soria erwischt.
Engelsgesichter mit verdutzt dreinblickenden Glotzaugen und knallroten Lippen, die Körpersilhouette eine Mischung aus Tarzan und der Videospielfigur Donkey Kong. Dazu außenrum ein Anstrich mit viel roter Farbe. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass bei der Restaurierung einer bedeutenden Kirche in der spanischen Stadt Soria etwas schiefgelaufen ist. Das Ergebnis der eigenwilligen Umgestaltung des Innenraums sorgt seit Tagen landesweit für Spott und Empörung. Nachdem erboste Denkmalschützer Fotos auf der Online-Plattform X veröffentlichten, sah sich das zuständige katholische Bistum Osma-Soria gezwungen, die sofortige Schließung anzuordnen.
Die vorher in schlichtem Weiß gehaltenen Wände und dekorativen Elemente sind kaum wiederzuerkennen. Die ursprünglich filigran gestalteten Gipsfiguren tragen nun Comic-ähnliche Fratzen. Fachleute sprechen mit Blick auf das, was in dem 1725 errichteten Gotteshaus Nuestra Senora del Miron passiert ist, von einem “Attentat” auf das kulturelle Erbe.
Dabei haben es die Initiatoren, wie in etlichen ähnlichen Fällen der vergangenen Jahre, wohl nur gut gemeint. Die örtliche Pfarrei hatte die Arbeiten in Auftrag gegeben, die Stadtverwaltung die Genehmigung erteilt. Doch offensichtlich wurde die Restaurierung nicht fachgerecht vorgenommen. Der Spanische Restauratorenverband ACRE forderte eine Klärung des Sachverhalts. “Solche Aufträge dürfen nur von qualifizierten Fachleuten ausgeführt werden”, forderte der Verband. Zudem müssten Sachverständige die Arbeitsschritte überwachen, um derartige “respektlosen Veränderungen” zu verhindern.
Wie mit dem Vorfall in Soria umgegangen werden soll, ist derweil unklar. Stadt, Bistum und Pfarrei haben einen Ortstermin in den nächsten Tagen vereinbart, um “so schnell wie möglich eine geeignete Lösung zu finden”.
Immer wenn es in Spanien derartige Schlagzeilen gibt, ist schnell von einem weiteren “Ecce Homo” die Rede. Das legendäre Scheitern der über 80 Jahre alten Hobby-Malerin Cecilia Gimenez in Borja gilt als die Mutter aller missglückten Restaurierungen. Als sie im Jahr 2012 mit der Auffrischung des Jesus-Freskos “Ecce Homo” in der Kirche Santuario de Misericordia fertig war, glich es eher einem Äffchen als dem Sohn Gottes. Ein Lokalreporter, der zunächst von Vandalismus ausging, fotografierte den entstellten Heiland und untertitelte das Bild mit den Worten: “Das verzeiht nicht einmal Jesus”.