Eine Essstörung kann sich relativ schnell manifestieren, in manchen Fällen bereits innerhalb von wenigen Wochen, sagt die Vorsitzende des Bonner Zentrums für Essstörungen, Annette Bonse. Sie erklärt, wie sich so eine beginnende Erkrankung erkennen lässt.
: Wer immer mehr Regeln befolgt, beispielsweise zunehmend Lebensmittel meidet oder weniger Mahlzeiten zu sich nimmt, könnte sich auf dem Weg in eine Essstörung befinden. Eine bedenkliche Entwicklung ist es etwa, wenn ein Jugendlicher oder eine Jugendliche die gemeinsamen Mahlzeiten mit den Eltern nicht mehr zu sich nimmt und auch nicht gemeinsam mit Freunden isst, sondern sich eigenes Essen zubereitet.
Kalorien zählen, ständiges Wiegen, Ängste vor bestimmten Lebensmitteln: Dieses Verhalten kann bei einer Essstörung beobachtet werden. Wer die Bedürfnisse des eigenen Körpers ignoriert, ernährt sich nicht gesund.
Nicht jeder Mensch benötigt die gleiche Ernährung. Zu welchen Tageszeiten eine Person mehr oder weniger Hunger hat und welche Nährstoffe ihr Körper besser oder schlechter verträgt, ist individuell sehr unterschiedlich. Wenn ein junger Mensch die Ernährung etwa eines Influencers oder einer Influencerin kopiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie nicht passt. Der Ehrgeiz, trotzdem das Ideal, das diese Person verkörpert, zu erreichen, kann zu einer Sucht führen.
So kann das Auslassen von Mahlzeiten oder die Reduktion von Kalorien bei manchen Menschen in eine Magersucht führen; andere Menschen verlieren dadurch phasenweise die Kontrolle über ihr Essverhalten und entwickeln Essanfälle – wie bei der “Binge Eating”-Störung. Daraus entstehen häufig Scham und Schuldgefühle, das eigene Ziel nicht erreicht zu haben. Wenn sich der Kontrollzwang verschärft, kann ein Teufelskreis entstehen.
Dass eine betroffene Person ein Gespräch ablehnt, kommt laut der Therapeutin Sandra Steiner Roth durchaus vor. Sie rät dennoch dazu, konkrete Beobachtungen anzusprechen, ein offenes Ohr zu haben und Hilfe anzubieten. Denn: Bei Essstörungen handle es sich um ernste Erkrankungen, sagte sie der Zeitschrift “Psychologie Heute”.