Laut Pastorin Maren Gottsmann von der Kirchengemeinde Hamburg-Niendorf sollte die Podiumsdiskussion in der Verheißungskirche eine gemeinsame Suchbewegung werden im Blick auf die Frage, was es kurzfristig und langfristig braucht, um Frieden zu stärken. Wie kann es nach über einem Jahr zerstörerischem Krieg in der Ukraine weitergehen? Ist überhaupt ein Frieden in Sicht? Wie können zwei Nachbarländer irgendwann auf Augenhöhe miteinander verhandeln, von denen das eine das andere überfallen und mit Leid und Tod überzogen hat?
Militärdekan Reinhold Kötter brachte Positionen aus dem Ende Februar veröffentlichten Positionspapier – dem „Maß des Möglichen“– der Evangelischen Militärseelsorge ins Gespräch mit ein: Aus dem auch völkerrechtlich verbrieften Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung gegen einen Angriffskrieg erwächst ethisch eine Verpflichtung anderer Völker zur Hilfe, da die Ukraine ohne diese Hilfe ihre Existenz nicht sichern könnte.
“Negativer Frieden”
In der Friedensethik spricht man von „negativem Frieden“ – der Einhegung und Abkühlung eines heißen Konfliktes. Der positive Frieden – basierend auf dem biblischen „Schalom“ – umfasst viel mehr: umfassende wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen, die friedensfördernd sind und durch intensive diplomatische Bemühungen verhandelt werden.
Hier setzte Staatssekretär Niels Annen an. Er betonte die intensiven Bemühungen des Bundeskanzlers, mit Präsident Putin im Gespräch zu bleiben und deeskalierend auf ihn einzuwirken. Er machte auch klar, dass militärische Unterstützung kein Erfolgsgarant für Frieden und in jedem einzelnen Fall sorgsam im Blick auf ihr Eskalationspotenzial abzuwägen ist. „Hilfe“, so Annen, „ist immer als Paket aus humanitärer, wirtschaftlicher, politischer und militärischer Unterstützung zu denken und umzusetzen.“
Einbringen in die gesellschaftliche Debatte
Beide waren sich einig, dass Politik und Zivilgesellschaft sich intensiv in die gesellschaftliche Debatte einbringen sollten. Militärdekan Reinhold Kötter erinnerte die Kirche dabei an ihre besonderen Ressourcen: Gebet, Spiritualität und der Horizont der Hoffnung aus der Sicht der Welt als Schöpfung Gottes.
Die intensiv geführte und kontroverse Debatte in der gut besuchten Hamburger Kirche zeigte, wie sehr der Krieg in der Ukraine bewegt und die Menschen und Gesellschaft friedensethisch in Atem hält. Die gemeinsame Suchbewegung in Richtung Frieden geht hoffentlich weiter.