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Wie damals

Jahrzehntelang schaute man mit gemischten Gefühlen auf die Vertriebenenverbände. Mit ihren Mahnungen, das Schicksal der 14 Millionen aus den Ostgebieten Vertriebenen nicht zu vergessen, standen sie im Verdacht, die Frage von Schuld und Leid im Zweiten Weltkrieg auf den Kopf stellen zu wollen. Nun gibt es einen neuen Gedenktag (Seite 4). Er erinnert an die „Opfer von Flucht und Vertreibung“. Damit sind die Vielen gemeint, die aktuell aus den Kriegs-und Krisengebieten fliehen. Aber eben auch jene, die vor rund 70 Jahren ihre Heimat in Ostpreußen, Schlesien oder Sudetenland verlassen mussten.
Diese Zusammenfassung ist bemerkenswert. Auch die deutschen Vertriebenen werden nun als Opfer angesehen – und nicht länger allein als Teil der Täter-Nation, die doch quasi selbst Schuld habe an ihrem Schicksal. Und es wird daran erinnert, dass nicht zum ersten Mal Hilfesuchende an unsere Türen klopfen. So, wie es damals gelungen ist, viele Menschen aufzunehmen und gut mit ihnen zusammenzuleben, so kann es auch heute wieder sein.