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Westfälische Kirchenleitung: Vizepräsident Kupke wiedergewählt

Arne Kupke bleibt für weitere acht Jahre leitender Jurist der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die westfälische Landessynode wählte den 53-jährigen promovierten Juristen am Samstag in Bielefeld erneut zum Juristischen Vizepräsidenten der viertgrößten deutschen Landeskirche. Nach den Turbulenzen um den Rücktritt von Präses Annette Kurschus erhielt der Finanzchef allerdings mit 57 Prozent der Stimmen eine deutlich geringere Zustimmung als bei seiner ersten Wahl im Jahr 2015, als 89 Prozent der Synodalen für ihn stimmten.

Hintergründe sind der Rücktritt von Kurschus Anfang der Woche und eine prekäre Finanzlage der Landeskirche, der harte Einschnitte bevorstehen. Kupke hatte in seiner Vorstellungsrede am Freitag unterschiedliche Auffassungen in der Kirchenleitung zum Umgang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall im früheren Kirchenkreis Siegen eingeräumt, die zu einer „deutlichen Differenz“ in dem Leitungsgremium geführt hätten – auch zwischen ihm und dem Theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter, der das Präses-Amt nun kommissarisch führt.

Kurschus war nach Vorwürfen mangelnder Transparenz im Umgang mit dem Siegener Fall als westfälische Präses und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten. Einem Medienbericht zufolge hatte Schlüter zu einer frühzeitigen und transparenten Kommunikation geraten und Kupke für Zurückhaltung wegen der Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten. Die Kirchenleitung und insbesondere deren vier hauptamtliche Mitglieder hätten darüber gesprochen und wollten den künftigen Weg „weiter gemeinsam gehen und in einem ‘Team zu viert’ die aktuelle Lage meistern“, sagte Kupke. Er wolle zu einem „neuen Ansatz des Miteinanders“ beitragen.

Kurz vor der Wahl Kupkes wurde ein Antrag auf Verschiebung der Wahl gestellt, der jedoch mit 77 von 143 Stimmen abgelehnt wurde. Mehrere Synodale sagten, es falle ihnen schwer, in der aktuellen komplexen Lage eine Entscheidung zu treffen. Kupke sagte, er nehme das Stimmergebnis und die vor seiner Wahl geführte Debatte sehr ernst.

Kupke wurde 1970 in Mönchengladbach geboren, er studierte Rechtswissenschaften in Bayreuth und Wien und war zunächst Assistent am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Kirchenrecht und Rechtsphilosophie in Bayreuth. 2002 wechselte er in das Landeskirchenamt in Bielefeld. Der Jurist ist auch Vorsitzender des Finanzbeirats der EKD. Kupke ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

Über die Nachfolge von Kurschus als leitende Theologin der westfälischen Landeskirche entscheidet die Synode vermutlich auf ihrer nächsten Tagung im Mai. Dann dürfte auch die vakante Stelle eines nebenamtlichen Mitglieds der Kirchenleitung neu besetzt werden: Nach dem Kurschus-Rücktritt hatte der frühere Präsident des NRW-Verfassungsgerichtshofs, Michael Bertrams, seinen sofortigen Rückzug aus der Kirchenleitung erklärt. Ohne die 60-jährige Theologin an der Spitze wolle er nicht länger Mitglied dieses Gremiums sein.

Die Kirchenleitung ist in der westfälischen Kirche das wichtigste Gremium nach der Landessynode. Sie besteht aus fünf hauptamtlichen und zehn nebenamtlichen Mitgliedern, zwei Plätze sind derzeit vakant.