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Westfälische Kirche erwartet Rekordeinnahmen

Bielefeld – Die gute Konjunkturentwicklung beschert der Evangelischen Kirche von Westfalen so hohe Kirchensteuereinnahmen wie noch nie. Nominal werden in diesem Jahr 505 Millionen Euro erwartet, wie der scheidende Finanzdezernent Klaus Winterhoff in seiner letzten Haushaltsrede vor der Landessynode der westfälischen Kirche in Bielefeld sagte. Das sind drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr und 50 Millionen Euro mehr als ursprünglich angenommen.
Auch für das kommende Jahr sei nach der Prognose des Arbeitskreises Steuerschätzung von einem wachsenden Aufkommen auszugehen, sagte Winterhoff. Er warnte zugleich vor Euphorie: Der Rückgang der Mitgliederzahlen werde derzeit durch die günstige wirtschaftliche Entwicklung deutlich „überkompensiert“, das bleibe aber nicht so. Langfristig entscheidend für die Finanzkraft der Kirche bleibe allein die Zahl ihrer Mitglieder, die stetig zurückgehe. Seit 1992 sei die reale Finanzkraft bereits um ein Drittel gesunken.
Ein Großteil der Mehreinnahmen des laufenden Jahres soll in die Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte fließen, für die bereits 22 Prozent des Kirchensteueraufkommens ausgegeben werden. Gut 7,3 Millionen Euro fließen in eine Clearing-Rückstellung, eine Million Euro in eine Rückstellung für das 500. Reformationsjubiläum 2017 und 500 000 Euro in den Fonds Heimerziehung. Der Rest der Mehreinnahmen geht überwiegend an die Gemeinden.
Für 2016 legt die westfälische Kirche ein Kirchensteueraufkommen von 465 Millionen Euro zugrunde. Davon gehen 11,7 Millionen Euro in den EKD-Finanzausgleich für die ärmeren Landeskirchen in Ost- und Mitteldeutschland. Die verbleibenden 453,3 Millionen Euro fließen an die Kirchenkreise und in gesamtkirchliche Aufgaben. Die Landeskirche erhält für ihre Aufgaben neun Prozent der zu verteilenden Kirchensteuermittel. Der von Winterhoff eingebrachte landeskirchliche Etat für 2016 sieht Einnahmen und Ausgaben von 49,4 Millionen Euro vor. Im Gesamthaushalt schlägt die Pfarrbesoldung als größter Ausgabeposten mit 242,9 Millionen Euro zu Buche. Für die Flüchtlingshilfe will die Landeskirche im kommenden Jahr eine Million Euro zur Verfügung stellen. Insgesamt seien 2014 und 2015 bereits rund eine Million Euro in die Flüchtlingsarbeit geflossen.
Winterhoff, Juristischer Vizepräsident der westfälischen Kirche, geht im April mit 65 Jahren in den Ruhestand. Die Landessynode dankte ihm mit lang anhaltendem Beifall für seine solide Finanzpolitik. epd