Sie gehört neuerdings zum Weltdokumentenerbe: die weltweit einzige erhaltene Handschrift des Babylonischen Talmuds. Sie lagert in der Bayerischen Staatsbibliothek. Warum sie so bedeutend ist – und wo man sie sehen kann.
Die zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehörende Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds hat ein Experte als einen der wertvollsten Buchschätze der Welt bezeichnet. Bei der Schrift handele es sich um die weltweit einzige erhaltene Handschrift, die den vollständigen Babylonischen Talmud enthalte, sagte der Referent für Hebraica und Alter Orient der Bayerischen Staatsbibliothek in München, Stefan Wimmer, der “Jüdischen Allgemeinen”. “Es ist ein seltenes Glück, dass eine vollständige Handschrift überlebt hat.”
Im April hatte die Unesco bekanntgegeben, dass der Münchner Talmud ins Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde. Der Talmud gehört zu den bedeutendsten Schriften des Judentums. Die Münchner Handschrift entstand nach Angaben der Unesco 1342 in Frankreich. Seit 1803 befindet sie sich im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek.
Die Auszeichnung sei eine schöne und angemessene Würdigung, sagte Wimmer. Der wertvolle Talmud sei vollständig digitalisiert und könne im Internet kostenfrei angeschaut werden. Für die Talmudwissenschaft sei diese Handschrift die wichtigste Quelle, weil sie enorm viele Textvarianten bewahrt habe.
Diese Handschrift gehörte Wimmer zufolge zunächst der Familie des Oberrabbiners von Paris. Bei der Vertreibung der Juden aus Frankreich habe sie das Buch nach Italien mitgenommen. “Als dort im großen Stil Talmudverbrennungen stattfanden, war das Buch bereits nach nördlich der Alpen verkauft worden. Schließlich gelangte es an das Augustiner-Chorherrenstift Polling bei Weilheim in Oberbayern.”
Im Zuge der Säkularisation in Bayern 1803 seien die wertvollsten Bestände aus allen Klosterbibliotheken an die Hofbibliothek in München gekommen. “Weil es staatlicher Besitz war, haben die Nazi-Barbaren die hebräischen Schriften der Bayerischen Staatsbibliothek nicht angetastet”, betonte Wimmer.