Der Freistaat Sachsen hat mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung die historische Bibliothek des ostsächsischen Klosters St. Marienthal erworben. Damit seien mittelalterliche Handschriften wie der Marienthaler Psalter gerettet worden, sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) am Mittwoch in Dresden. Die Bibliothek sei eine seit dem Spätmittelalter gewachsene Sammlung klösterlicher Bildungskultur und herausragender historischer Quellen, darunter acht mittelalterliche Handschriften.
Mit dem Kloster habe sich der Freistaat auf einen Kaufpreis von rund 5,5 Millionen Euro geeinigt, hieß es. Damit blieben wertvolles sächsisches Kulturerbe in seiner Gesamtheit und einzigartige Belege für die Forschung erhalten. Zuvor hatte es intensive Verhandlungen des Freistaates mit der Abtei gegeben.
Insgesamt umfasst die Klosterbibliothek mehr als 2.700 Titel aus dem 12. bis 19. Jahrhundert, darunter acht mittelalterliche Handschriften, Drucke sowie historische Urkunden. Die Bibliothek erlitt seit dem15. Jahrhundert verheerende Schäden, darunter Großbrände der Abtei von 1542 und 1683.
Die Sammlung geht mit dem Ankauf in das Eigentum der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden über. Ein großer Teil der historischen Druckwerke werde als Leihgabe vor Ort im ostsächsischen Ostritz im barocken Bibliothekssaal des Klosters verbleiben.
Klepsch betonte, dass die Klosterbibliothek „ein Zeitzeugnis der christlichen Fundamente und eine herausragende Wegmarke der sächsischen Geschichte“ sei. Zwei herausragende Objekte der Sammlung – den St. Marienthaler Psalter und das Kapiteloffiziumsbuch des Zisterzienserklosters Altzelle – präsentiert die Landesbibliothek seit Mittwoch bis zum 6. Januar in Dresden.
Die Generaldirektorin der Landesbibliothek, Katrin Stump, kündigte an: „Wir werden die historischen Bestände aus dem Kloster Marienthal für künftige Generationen bewahren und arbeiten dabei eng mit dem Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig zusammen.“ Ein Anliegen sei, die historische Bedeutung der Klosterbibliothek einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
St. Marienthal nahe Görlitz wurde 1234 gegründet und ist nach eigenen Angaben das älteste Kloster des weiblichen Zweiges des Zisterzienser-Ordens in Deutschland. Im Frühjahr 2022 war bekannt geworden, dass der Orden wegen finanzieller Notlage mittelalterliche Handschriften aus eigenem Besitz verkaufen wollte. Unter den angebotenen Beständen befand sich auch der Marienthaler Psalter, eine bebilderte Handschrift aus dem 13. Jahrhundert.
Im ostsächsischen Kloster St. Marienthal leben derzeit zehn Schwestern des Zisterzienserordens. Mit dem Verkauf der Handschriften wollte sich die Klostergemeinschaft nach eigenen Angaben wirtschaftlich absichern.