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Wer waren die „Täufer“?

Die Täuferbewegung – früher abwertend als „Wiedertäufer“ bezeichnet – wird zum sogenannten „linken“ oder „radikalen Flügel“ der Reformation gezählt. Ihre Anhänger waren vom schleppenden Fortgang der Reformation enttäuscht. Was ihnen vorschwebte, war eine freie Kirche nach urchristlichem Vorbild, wie sie sie in den Beschreibungen des Neuen Testaments zu finden meinten, eine „Gemeinschaft der Gläubigen“. Die Zugehörigkeit sollte auf der freien Entscheidung der einzelnen Gemeindemitglieder gründeten.
Deshalb verwarfen sie die Säuglingstaufe, für die es nach ihrem Verständnis keinen Beleg in den Schriften des Neuen Testaments gab. Sie tauften nur solche, die die Taufe persönlich begehrten, und nahmen nur Menschen in ihre Gemeinden auf, die sich als Gläubige hatten taufen lassen.
Weitere zentrale Aspekte der Täuferbewegung waren unter anderem die Gemeindeautonomie, das Priestertum aller Gläubigen, die Eidverweigerung und das symbolhafte Abendmahlsverständnis. Auch soziale Aspekte spielten eine Rolle. Die Ausprägung der verschiedenen Täufergruppen kann jedoch keineswegs als einheitlich bezeichnet werden; längst nicht alle zielten auf einen so radikalen Umsturz der Verhältnisse ab wie die Münsteraner Täufer.
Vor allem die Verweigerung des Eids führte zu heftiger Verfolgung seitens der staatlichen Gewalt. In den täuferisch gesinnten Gruppierungen fürchtete man Abweichlertum sowohl im kirchlichen wie im politischen Bereich. Täufergemeinschaften wie die Mennoniten und die Hutterer wanderten daher in der Folge aus und suchten sich ein toleranteres Umfeld. leg