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Wenn die Gondeln Dollars tragen

Heute heiratet Amazon-Gründer Jeff Bezos in Venedig. Doch das Fest wird zu einem Spektakel mit einem schwindelerregendem ökologischen Fußabdruck. Ein Kommentar.

Jeff Bezos und seine Partnerin  Lauren Sánchez feiern in Venedig die "Hochzeit des Jahres"
Jeff Bezos und seine Partnerin Lauren Sánchez feiern in Venedig die "Hochzeit des Jahres"Imago / Abacapress

Pomp der Superlative, um nicht gar zu sagen spätrömische Dekadenz, lässt sich aktuell bei einer Promihochzeit beobachten. Jeff Bezos, Amazon-Gründer und einer der reichsten Menschen der Welt, heiratet am Freitag seine Partnerin, die Journalistin Lauren Sánchez. Vom 24. bis 27. Juni feiert das Paar aus den USA ein Luxus-Spektakel auf dem alten Kontinent in Venedig. Mehrere Nobelhotels wurden in der Stadt für die Gäste gebucht. Die Kosten für die Hochzeit liegen Schätzungen zufolge zwischen 10 und 21,5 Millionen US-Dollar, denn neben Champagner haben eben auch Sicherheit, Logistik und Verschwiegenheit ihren Preis. Selbst Scharfschützen sind im Einsatz. Alles zum Schutze der Milliardäre.

Die Bevölkerung Venedigs ist ob dieser Maßlosigkeit gespalten. Aktivisten demonstrieren seit Tagen gegen soziale Ungerechtigkeit und den Schaden für das Klima. Laut der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ haben für die Hochzeit 95 Privatjets Landeerlaubnis am Flughafen Venedig erfragt. Der ökologische Fußabdruck, den die bis zu 250 Gäste dafür in Kauf nehmen – immens.

Bezos-Hochzeit in Venedig: Zwischen Pomp und Protest

Greenpeace hat vor Ort demonstriert, linke Twitter-Accounts und US-Gewerkschaftler äußern Kritik am Mega-Event und der britische „Guardian“ kommentiert: „No union and forget staff toilet breaks, but hey, at least Bezos can buy Venice for his wedding“. Keine Gewerkschaft und keine Toilettenpausen für die Angestellten, aber immerhin kann Bezos eine ganze Stadt für eine Hochzeit kaufen. Und eine Frage bleibt: Für wen das ganze Spektakel?

Bezos' Hochzeit wird von Protesten begleitet
Bezos' Hochzeit wird von Protesten begleitetImago / Abacapress

Für Venedigs Bürgermeister, Luigi Brugnaro, sei Bezos’ Fest eine Ehre. Doch diese Hochzeit zeigt geradezu symptomatisch, was schief läuft in dieser aus den Fugen geratenen Welt. Superreiche Menschen kaufen sie sich einfach. Gerieren sich medienwirksam immer als Weltverbesserer, um ihre Unternehmungen zu rechtfertigen. Die Last tragen immer andere. Wasser predigen, Wein trinken.

Vielleicht hätten sich Gäste wie Kim Kardashian, Oprah Winfrey, Bill Gates oder Ivanka Trump zumindest einen Charterflug teilen können. Wenn der Tech-Adel samt politischer Freunde und Hollywood feiert, dann wäre es mehr als wünschenswert, sie würden ihre Vorbildfunktion erkennen. Aber das ist wohl nur ein frommer (Hochzeits-)Wunsch an das Paar.