Martin Luther übernahm im Großen und Ganzen die katholische Liturgie, wo sie der Rechtfertigungslehre nicht entgegenstand, und übersetzte sie ins Deutsche. Wichtig waren ihm Choräle, die eine Beteiligung der Gemeinde am Gottesdienst ermöglichten und gleichzeitig eine pädagogische Funktion erfüllten. Musik war für Luther eine Gottesgabe; aus dieser Haltung entstand eine reiche Tradition an protestantischer Kirchenmusik.
Die reformierten Theologen standen der Musik im Gottesdienst misstrauisch gegenüber, weil sie eine Ablenkung von der reinen Wortverkündigung fürchteten. Zwingli wollte sie am liebsten ganz verbannen; Calvin ließ das Singen von schlichten Psalmliedern zu, die zu einer eigenen musikalischen Tradition führten. Wegen der Konzentration auf die Predigt gibt es auch keine liturgischen Gesänge oder Wechselgesänge. Aus der katholischen Tradition wurde nur das übernommen, was nach damaligem Kenntnisstand biblisch begründet war. Zudem ist die Liturgie in reformierten Gottesdiensten regional sehr unterschiedlich.
Der Segen wird nicht, wie in lutherischen Gottesdiensten, zugesprochen; der Gottesdienst endet mit einer Segensbitte. Damit wird ein Unterschied im Amtsverständnis deutlich: Aus reformierter Sicht handelt es sich nicht um ein Pfarramt, sondern um einen Pfarrdienst. Pfarrerinnen und Pfarrer unterscheiden sich nicht von anderen Gemeindegliedern.
Die theologischen Programme spiegeln sich auch in der Kirchenausstattung wider. Reformierte Kirchenräume sind betont schlicht, damit nichts die Wahrnehmung des Wortes Gottes stört. Reformierte Kirchen haben keine Bilder und meistens kein Kreuz, niemals ein Kruzifix. Auch auf Kerzen und Paramente wird meistens verzichtet. Die Kanzel als Symbol des in der Predigt gesprochenen Wortes steht in einer reformierten Kirche oftmals mittig über dem Abendmahlstisch (nicht Altar).
Die reformierten Theologen Zwingli und vor allem Calvin legten das Bilderverbot der Zehn Gebote wörtlich aus und lehnten jede Darstellung Gottes und Christi ab. Luther dagegen sah religiöse Bilder als nebensächlich an und billigte ihnen eine erbauliche Funktion zu. Den Bildersturm, also die Zerstörung oder Entfernung des vorhandenen Bilderschmucks, lehnte er ab.
In der Folge wurde in lutherischen Kirchen auch der katholische Bilderschmuck beibehalten, soweit er mit reformatorischen Glaubensinhalten vereinbar war.
In lutherischen Kirchen wird hauptsächlich die mehrfach überarbeitete Bibelübersetzung Marin Luthers verwendet. Auch in reformierten Kirchen wird sie benutzt; vor allem in der Schweiz ist die klassische reformierte Übersetzung aber die Zürcher Übersetzung, die sehr nah am jeweiligen Urtext bleibt. Eine auffällige Unterscheidung ist die Zählung der Zehn Gebote: Die reformierte Zählung richtet sich nach der jüdischen Tradition und sieht das Bilderverbot als eigenständiges, Zweites Gebot, während Luther die katholische Tradition beibehielt und das Bilderverbot unter das Erste Gebot fasste. leg
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