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Weiter Kritik an Lauterbachs Klinik-Atlas – Lob von AOK

Überflüssig oder wichtiger Zusatzservice für Schwerkranke? Bis zuletzt sorgt der “Klinik-Transparenz-Atlas” von Gesundheitsminister Lauterbach für Aufregung. Nun soll er an den Start gehen.

Der Streit um den Klinik-Transparenz-Atlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) reißt nicht ab. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisierte das neue Verzeichnis, das an diesem Freitag offiziell vorgestellt und freigeschaltet werden soll, noch einmal als irreführend und überflüssig. “Es gibt keinen Bereich im Gesundheitswesen, der in der Qualität so transparent ist, wie die Krankenhäuser”, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Freitag).

Schon seit über zwei Jahrzehnten würden im online zugänglichen “Deutschen Krankenhausverzeichnis” Informationen über Personal, Fallzahlen, Qualitätsdaten und Komplikationsraten aufbereitet. Mit mehr als 500.000 Aufrufen im Monat nähmen die Menschen dieses Angebot gut an. “Der neue Atlas bringt nach unserer Einschätzung keine neuen Erkenntnisse über unsere Daten hinaus”, beklagte er. Vielmehr verursache er bei den Krankenhäusern mehr Aufwand und Bürokratie, weil sie künftig ihr ärztliches Personal noch kleinteiliger dokumentieren und regelmäßige Meldungen dazu abgeben müssten, beklagte der Verbandschef.

Lauterbach will den Transparenz-Atlas am Freitag der Öffentlichkeit vorstellen. Die Datenbank soll unter anderem Daten zum Personal, zu den behandelten Fällen und die Komplikationsraten enthalten. Zudem sollen die Kliniken in der Datenbank bestimmten Versorgungsstufen zugeordnet werden – von der wohnortnahen Grundversorgung (“Level 1″) über eine zweite Stufe mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken (“Level 3″).

Diese Einteilung kritisierte der DKG-Chef als “äußerst problematisch”. Sie hätten keinen Bezug zur Behandlungsqualität, so Gaß. Das konkrete Behandlungsangebot könne in einer hochspezialisierten kleineren Klinik sehr viel hochwertiger sein als in einer Universitätsklinik.

Lob kam dagegen vom AOK-Bundesverband, der ebenfalls eine Klinik-Datenbank mit aktuellen Fall- und Qualitätsdaten betreibt. Der Vize-Chef des Verbandes, Jens Martin Hoyer, sagte dem RND, der Start des Bundes-Klinik-Atlasses sei ein richtiger und wichtiger Schritt zur Ergänzung der bisherigen, freiwilligen Informationsangebote der Krankenkassen. Auswertungen der AOK zeigten, dass sich gerade Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs aktuell nicht darauf verlassen könnten, dass sie überall eine optimale Behandlung erhielten.