„Bitte beachten Sie, dass zu Ihrer aller Sicherheit bei einer Überfüllung der Kirche kein weiterer Zutritt mehr möglich ist. Wir möchten Sie weiterhin bitten, den vorherigen Gottesdienst nicht zu stören und die Kirche erst zu betreten, wenn die Besucher des vorangehenden Gottesdienstes die Kirche verlassen haben.“
Mag sein, dass dieser Hinweis zu den Heiligabend-Gottesdiensten auf der Internet-Seite einer Kirchengemeinde in Münster nicht besonders einladend klingt. Aber er weist auf ein Problem hin, mit dem Gemeinden sich seit Jahren auseinandersetzen müssen: Was tun, wenn die Kirche Heiligabend so voll ist, dass niemand mehr hineinpasst?
„Gott sei Dank für so ein schönes Problem“
„Da kann man doch erstmal nur sagen: Gott sei Dank für so ein schönes Problem!“, meint Peter Böhlemann, Leiter des Amtes für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Wenn es so ist, dann geht es der Kirche hervorragend.“
Aus theologischer Sicht ist klar: Alle, die zum Gottesdienst kommen möchten, sollten einen Platz bekommen – „und in der Regel wird man mit Gottes Hilfe Heiligabend dafür auch Lösungen finden“, meint Böhlemann. Aber genauso klar ist aus seiner Sicht, dass die Sicherheit der Gottesdienstbesucher gewährleistet sein muss: „Wir dürfen nicht so tun, als seien uns die Fluchtwege egal.“
Pfarrerin Viktoria Keil aus dem lippischen Barntrup ist Heiligabend gleich in zwei Kirchen tätig: in Barntrup und Sonneborn. Besonderer Andrang herrscht jeweils beim Krippenspiel. „Das hat in den vergangenen Jahren zugenommen“, hat Keil beobachtet. Einmal wurde es sogar so voll, dass Menschen bei geöffenten Türen draußen vor der Kirche stehen mussten.
Aber wenn die Kirche in einem Jahr überfüllt ist, suchen die Leute im folgenden Jahr offenbar eine Alternative – „das regelt sich von alleine“, meint Keil. Und: „Es ist ja schön, wenn die Menschen in der Kirche zusammenrücken, um einander Platz zu machen.“
Auch Bernd Höffchen, Presbyter in der Friedenskirchengemeinde in Castrop-Rauxel, freut sich zu Heiligabend über volle Kirchen. Aber, so gesteht der Berufsfeuerwehrmann: „Wenn ich die Menschenmassen so vor mir sehe, frage ich mich schon: Wie kriege ich die im Notfall schnell hier raus?“
Manche kehren um, weil es zu voll ist
Denn Menschen dicht an dicht gedrängt, vollgestellte Gänge, Kinder, die sich im Laufe des Gottesdienstes immer weiter nach vorne schieben – das ist ein Risiko, etwa wenn jemand ohnmächtig wird oder ein Brand ausbricht. Darum gibt auch Rüdiger Tepel, Küster in Meinerzhagen, zu: „Manchmal haben meine Kollegen und ich schon Bauchweh, wenn die Kirche so voll ist.“
Rein rechtlich sind die Gemeinden auf der sicheren Seite, erklärt Tepel, der auch 1. Vorsitzender der Küstervereinigung Westfalen und Lippe ist: Die Versammlungsstättenverordnung gilt in Kirchen nicht; „man geht davon aus, dass die Leute sich gesittet benehmen.“ Tepel selbst hat bisher noch niemanden weggeschickt, aber er hat erlebt, dass Leute von selbst umkehrten, weil es ihnen zu voll war.
Was also ist die Lösung des Problems? Sinnvoll ist es etwa, sich im Internet vorher zu informieren, welche Alternativen zum „Wunschgottesdienst“ in Frage kommen. Auch der Theologe Peter Böhlemann hält es für sinnvoll, schon im Vorfeld etwa im Gemeindebrief oder in den Abkündigungen darauf hinzuweisen, welche Gottesdienste besonders voll werden. Wichtig findet Böhlemann aber auch, dass genügend Angebote vorhanden sind – wenn es also immer wieder zu voll wird, muss in Zukunft vielleicht noch ein zusätzlicher Gottesdienst her.
Und Feuerwehrmann Bernd Höffchen wünscht sich einige Vorüberlegungen mit Blick auf die Sicherheit der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Schon ein paar einfache Absprachen mit dem Team könnten da helfen, so meint der Presbyter (siehe Kasten unten).
• Übrigens: Wer noch nach einem Gottesdienst für das Weihnachtsfest sucht, wird vielleicht in der Gottesdienst-Datenbank der westfälischen Landeskirche fündig: