Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) startet zum Holocaust-Gedenktag (27. Januar) eine Website zum Thema „Der Holocaust in Ungarn und die Deportationen nach Norddeutschland“. Das IGdJ, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und die Gedenkstätte Bergen-Belsen hielten es für wichtig, die Aufmerksamkeit auf sogenannte blinde Flecken und offene Fragen in der Geschichte zu richten, heißt es dazu in einer gemeinsamem Mitteilung des IGdJ und der beiden Gedenkstätten von Montag. Die Website ist bereits unter www.holocaust-ungarn-norddeutschland.de zu finden.
Es gebe auch 2025 noch Wissenslücken in Bezug auf die Geschichte des Holocaust und seiner Opfer aus ganz Europa, hieß es. Das von der EU-Kommission geförderte transnationale Projekt „Digitale Gedenk- und Forschungsinfrastruktur – Der Holocaust in Ungarn 80 Jahre später“ verfolge das Ziel, möglichst viele Namen und biografische Daten der etwa 500.000 bis 600.000 aus dem damaligen Ungarn deportierten Jüdinnen und Juden, Roma und Romnja zusammenzutragen. Die Ergebnisse flössen in eine gemeinsame Datenbank und würden auch auf der Webseite präsentiert.
In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme habe das IGdJ in den Sammlungen und Datenbanken der Gedenkstätten und weiterer Archive recherchiert. Jedoch sei aufgrund lückenhafter Überlieferung keine realistische Schätzung möglich, wie viele Menschen aus Ungarn in die Konzentrationslager Neuengamme und Bergen-Belsen deportiert wurden. Die Namen vieler Deportierter blieben unbekannt. Die neue Website sei „ein erster Ansatz, um die Opfer und ihre Geschichten in Forschung und Gedenken einzuschreiben“, heißt es.
Anhand von Fallstudien werfe die Website Schlaglichter auf Häftlingsbiografien und -gruppen, zugleich beleuchte sie in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals vernachlässigte Aspekte wie den Zusammenhang von Deportationen und Kriegsverlauf oder die Sichtbarkeit der Verfolgung im Stadtraum.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Holocaust, seit 2005 auch internationaler Gedenktag.