Singende Grönlandwale haben offenbar einen Vorteil bei der Partnersuche. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts untersuchten mit Unterwassermikrofonen die Gesänge dieser Wale im Arktischen Meer, wie das Institut in Bremerhaven am Mittwoch mitteilte. Es sei wahrscheinlich, dass „Weibchen diejenigen Männchen bevorzugen, die ein besonders großes Song-Repertoire haben“, sagte die Biologin Marlene Meister.
Zu Zeiten des kommerziellen Walfangs ist Meister zufolge der Bestand der Grönlandwale von bis 65.000 Tieren auf nur noch wenige Hundert gesunken. Obwohl die Tiere seit den 1930er Jahren unter Schutz stehen, gebe es bis heute keine eindeutigen Anzeichen einer Erholung. Zudem seien sie stark vom Rückgang des arktischen Meereises bedroht. Für die Wale sei es kaum möglich, weiter nach Norden auszuweichen, weil sie dort nur sehr begrenzt Nahrung fänden. Außerdem nutzten immer mehr Schiffe die eisfreien Gebiete. Dies verstärke das Risiko, dass Lebensräume durch Lärm oder Öl verschmutzt würden oder Wale mit Schiffen kollidierten.
Die Forschenden nahmen die Walrufe und -gesänge nordwestlich von Spitzbergen in überwiegend eisbedecktem Wasser und in der östlichen Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland auf. Sie konnten einzelne „Songs“ identifizieren und ihr zeitliches Auftreten in Zusammenhang mit den Meereisbedingungen analysieren, erläuterte Meister. Nordwestlich von Spitzbergen konnten so insgesamt zwölf verschiedene „Songs“ beobachtet werden, die jeweils über mehrere Tage bis Wochen erklangen.
Unterwasserklänge unterschiedlichster Art hat die Arbeitsgruppe Ozeanische Akustik auf ihrem Portal OPUS (Open Portal to Underwater Soundscapes) im Internet unter https://opus.aq veröffentlicht. Dort sind Aufzeichnungen von singenden Walen, rufenden Robben, sich bewegenden Eismassen unter Wasser und von dem Menschen verursachten Lärm zu hören.