Im Konklave wählen voraussichtlich 134 Kardinäle ein neues Oberhaupt für die 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Ihre Wahl gibt für vielleicht ein Jahrzehnt oder mehr eine Richtung vor – nicht nur in der Kirche. Wie findet man am besten die richtige Person für diese wichtige Position?
Der Frankfurter Neuzeit-Historiker Andreas Fahrmeir hat sich mit dem Thema „Personalentscheidungen im historischen Wandel“ beschäftigt. Er ist Mitherausgeber eines Buches mit dem einschlägigen Titel „Vom Konklave zum Assessment-Center“. In letzterem werden Kandidaten für eine freie Stelle einem Auswahlverfahren unterzogen.
Was hat ein Konklave mit einem Assessment Center gemeinsam? In beiden Fällen gehe es darum, die richtige Person für eine offene Stelle zu finden, erklärt Andreas Fahrmeir. Jedes Gremium, das Personalentscheidungen trifft, stehe vor dem Problem, eine Prognose abgeben zu müssen, wie eine bestimmte Person eine bestimmte Aufgabe erfüllen wird.
Welche Gemeinsamkeiten?
„Sowohl das Konklave als auch das Assessment Center als auch andere Verfahren sind Versuche, die Unsicherheit, die mit dieser Entscheidung einhergeht, zu verringern und ein positives Ergebnis, also ein Erreichen der Erwartungen, die man mit dieser Entscheidung verbindet, wahrscheinlicher zu machen“, sagt er.
Beide Verfahren schauen darauf, was man über die Person aus der Vergangenheit weiß; zum Beispiel, wie ihr bisheriger Lebensweg verlaufen ist, erklärt Fahrmeir. Auch versuche man, im Gespräch etwas über ihr künftiges Programm zu erfahren. Das helfe bei der Personalentscheidung.
Der Historiker geht davon aus, dass das im Konklave sicher informeller geschieht als in Assessment Centern, die einer wissenschaftliche Methode folgten. Doch grundsätzlich laufe das wohl ähnlich: Leute sprächen miteinander und kämen dann zu einer Entscheidung.

Was ist anders?
Fahrmeir macht freilich auf einen großen Unterschied aufmerksam: „Im Konklave ist die Person, über die entschieden wird, in aller Regel Mitglied des Gremiums. Bei Assessment Centern gibt es die klare Hierarchie, dass die Entscheidungsfindenden andere Leute sind als die, die zur Wahl stehen.“
In den vergangenen Jahren wurde sowohl in den USA wie auch in Europa versucht, bei der Auswahl von Personal auf allen Ebenen auf Diversität zu achten. Es gehe darum, Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen einzustellen, etwa in Bezug auf Herkunft, Alter oder Geschlecht. Die Trump-Regierung hat im Januar eine umfassende Kampagne gegen solche Programme für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) gestartet. Das könne künftig auch Auswirkungen auf deutsche Unternehmen haben, etwa wenn sie mit der US-Regierung zusammenarbeiten.
Diversität bei Entscheidungsfindung
Wie divers kann eine Papstwahl sein? Die Kategorie Geschlecht stehe ja dabei überhaupt nicht zur Diskussion, sagt der Frankfurter Historiker – „obwohl es ja erste Ansätze unter Franziskus gegeben hat, traditionell männlich konnotierte Ämter auch mit Frauen zu besetzen“. Der Papst hatte Anfang 2025 die Ordensfrau Simona Brambilla als erste Frau zur Leiterin einer Vatikanbehörde und im März Raffaella Petrini zur Regierungschefin im Vatikanstaat ernannt.
Nach Einschätzung von Fahrmeir rückt vor allem die geografische Herkunft des nächsten Papstes in den Mittelpunkt der Diskussionen. Viele fragen sich, ob nun endlich ein Kandidat aus Afrika oder wieder einer aus dem Globalen Süden gewählt werden sollte – oder ob nicht vielmehr die Zeit gekommen sei, durch einen italienischen Papst wieder die römische Kurie zu stärken.