Zum 1. Januar 2026 soll es losgehen mit dem neuen Wehrdienst – die Koalitionsfraktionen haben die letzten Details ausgehandelt. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ist damit zumindest vorerst vom Tisch. Der Evangelische Pressedienst (epd) gibt einen Überblick.
Los geht es 2026 mit dem Jahrgang 2008. Alle 18 Jahre alten Männer und Frauen bekommen ein Schreiben, das über den freiwilligen Wehrdienst informiert. Die Männer müssen einen Fragebogen ausfüllen, der unter anderem ihr Interesse an der Bundeswehr abfragt; die Frauen können dies freiwillig tun. Ebenfalls ab kommendem Jahr wird die Musterung für junge Männer wieder Pflicht. Dafür müssen allerdings noch die Strukturen aufgebaut werden, was laut Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bis Mitte 2027 dauert. Zunächst werden daher die Männer gemustert, die zur Bundeswehr gehen wollen, und danach geht es Pistorius’ Angaben zufolge nach Geburtsdatum. Wer im Januar Geburtstag hat, kommt also früher dran. Ab 2027 geht es dann mit den späteren Jahrgängen weiter.
Die Koalitionseinigung sieht für jedes Jahr Zielkorridore vor. Los geht es laut Unionsfraktionsvize Norbert Röttgen (CDU) im kommenden Jahr mit der Zielgröße von 186.000 bis 190.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten. 2035 liegt der Korridor dann bei 255.000 bis 270.000. Zum Vergleich: Im Sommer hatte die Bundeswehr ungefähr 183.000 Soldatinnen und Soldaten im aktiven Dienst. Das Bundesverteidigungsministerium soll dem Bundestag künftig halbjährlich eine genaue Personalübersicht zusammenstellen.
Pistorius betont, mit herkömmlichen Klischees aus Zeiten der Wehrpflicht habe der neue Dienst nichts zu tun – es gehe um ein „völlig neues Bild“ und eine moderne Ausbildung. Unter anderem soll die monatliche Entlohnung von rund 2.600 Euro brutto den Dienst attraktiv machen. Die Interessenten können selbst entscheiden, wie lange sie dabei bleiben. Möglich sind Zeiträume von sechs bis elf Monaten oder länger. Ab zwölf Monaten gelten die Wehrdienstleistenden als Zeitsoldaten. Sie können dann einen Zuschuss bekommen, um den Pkw- oder Lkw-Führerschein zu machen. Pistorius geht davon aus, dass sich genug Freiwillige finden, um die Zielzahlen zu erreichen.
Dann muss sich der Bundestag erneut der Sache annehmen. Die Koalitionseinigung sieht vor, die Einführung einer „Bedarfswehrpflicht“ vorzubereiten. Dazu ist ein eigenes Gesetz erforderlich. Ziel ist, den Bedarf der Bundeswehr möglichst passgenau zu decken. Dabei könne auch ein „Zufallselement“ zum Tragen kommen, wenn es mehr potenziell Wehrpflichtige gibt als benötigt, sagt CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann. Eine Festlegung, unter welchen konkreten Umständen die „Bedarfswehrpflicht“ kommen könnte, gibt es nicht. Auch Details etwa zum Umgang mit Kriegsdienstverweigerern oder für einen Ersatzdienst sind noch offen.
Auch sie sollen ausgebaut werden. Dafür gibt es mehr Geld vom Bund: Vorgesehen sind nächstes Jahr 50 Millionen Euro zusätzlich und 2027 sowie in den Folgejahren 80 Millionen Euro. Bisher waren für den Bundeshaushalt 2026 für Bundesfreiwilligendienst und Jugendfreiwilligendienst zusammen rund 315 Millionen Euro vorgesehen. Zuletzt waren etwa 90.000 Menschen jährlich im Freiwilligeneinsatz. Das zusätzliche Geld soll für etwa 15.000 weitere Plätze reichen. Außerdem werden in den Anschreiben an die 18-Jährigen die Freiwilligendienste erwähnt. Ein QR-Code soll zu weiteren Informationen im Internet führen.
Der Verteidigungsausschuss muss die verabredeten Änderungen in den ursprünglichen Gesetzentwurf einarbeiten. Danach kann der Bundestag darüber abstimmen. Auch im Bundesrat ist das Gesetz zustimmungspflichtig. Es soll zum Jahreswechsel in Kraft treten.