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Waffenruhe bringt neue Hoffnung im Sudan

Eine neue humanitäre Waffenpause soll die Lage der Menschen im Sudan lindern, obwohl vorherige kaum eingehalten wurden. Derweil gibt es Kritik an der Behandlung des UN-Sondergesandten.

Sudans Armeeführer Abdel Fattah al-Burhan zu Gast bei Saudi-Arabien Kronprinz Mohammed bin Salman (Dezember 2022)
Sudans Armeeführer Abdel Fattah al-Burhan zu Gast bei Saudi-Arabien Kronprinz Mohammed bin Salman (Dezember 2022)Imago / APAimages

Im Sudan haben sich die Konfliktparteien auf eine neue 24-stündige humanitäre Waffenruhe beginnend am Samstagmorgen geeinigt. Wie aus einer von der US-Botschaft im Sudan verbreiteten Erklärung hervorgeht, wollen die Armee und die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) auf Angriffe, den Einsatz von Flugzeugen oder Drohnen, Bombardierungen aus der Luft, Artillerieangriffe, die Verstärkung von Stellungen und die Versorgung der Truppen verzichten.

Die USA und Saudi-Arabien vermitteln seit Anfang Mai in der saudischen Stadt Dschidda zwischen den Konfliktparteien, deren Machtkampf Mitte April eskalierte. Mehrere bislang angekündigte Feuerpausen in dem nordostafrikanischen Land wurden durch beide Konfliktparteien gebrochen.

Deutscher UN-Gesandter ausgewiesen

Die Bundesregierung verurteilte derweil die faktische Ausweisung des Sondergesandten der Vereinten Nationen, Volker Perthes, „auf das Schärfste“. Die sudanesische Regierung hatte dem Deutschen die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen und ihn zur unerwünschten Person erklärt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts lobte die Arbeit Perthes’. Er habe sich für einen Waffenstillstand, Verhandlungen und humanitäre Hilfe in dem Konfliktland eingesetzt und tue dies auch weiterhin, sagte die Sprecherin. Er sei derzeit in Kenia und weiterhin voll engagiert.

Perthes leitet seit 2021 die UN-Mission Unitams, die den Sudan beim Übergang zur Demokratie unterstützen sollte. Auch nach Beginn der jüngsten Eskalation blieb er im Land und erklärte mehrfach, er sei mit beiden Konfliktparteien im Gespräch und bemühe sich um eine Waffenruhe sowie um humanitäre Feuerpausen. Bei den von den USA und Saudi-Arabien vermittelten Verhandlungen saßen die Vereinten Nationen allerdings nicht mit am Tisch.

Hoffnung auf Friedensgespräche

Zuletzt hatte es nach dem Ende einer brüchigen Waffenruhe am 5. Juni wieder mehr Kampfhandlungen in der Hauptstadt Khartum und der westlichen Region Darfur gegeben. Nach UN-Angaben wurden seit Mitte April Hunderte Menschen getötet und weit über eine Million in die Flucht getrieben. Die amerikanischen und saudi-arabischen Vermittler „teilen die Frustration der sudanesischen Bevölkerung über die uneinheitliche Umsetzung früherer Waffenpausen“, hieß es in der Erklärung. Doch man habe die Hoffnung, mit der neuen humanitären Waffenruhe den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und eine Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zu ermöglichen.

Unterdessen teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte mit, dass in einem Waisenhaus in Khartum mindestens 71 Kinder gestorben seien. Grund sei der Mangel an humanitärer Hilfe, einschließlich medizinischer Versorgung. Bei einem Angriff auf einen belebten Viehmarkt ebenfalls in der Hauptstadt mutmaßlich durch die Armee seien zudem mindestens acht Zivilisten getötet worden. Auch von einem Angriff auf ein Flüchtlingszentrum mit mindestens zehn Toten berichtete das Kommissariat.

Schwierige Bedingungen für humanitäre Hilfe

Hintergrund für die Eskalation ist ein Machtkampf zwischen Armeeführer Abdel Fattah al-Burhan und dem RSF-Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“. Humanitäre Hilfe erreicht die Menschen nur langsam. Die Vereinten Nationen berichten, dass Unsicherheit und Transportschwierigkeiten großflächige Unterstützung erschweren. Zudem ist das Gesundheitssystem weitgehend zusammengebrochen.